Filmreife Tötungsfantasie

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Allgemein / In eigener Sache / Querdenken
Das Amtsgericht von Castrop-Rauxel in der Aussenansicht.

Nach mehr als einem Jahr kam es zur Verhandlung gegen den Menschen, der mir auf übelste Weise seine Tötungsfantasien auf meine Mobilbox hinterließ. Leider ist die Geschichte damit noch nicht beendet. Kein Ende in Sicht.

Im Dezember 2020 erstatte ich Anzeige gegen den Anrufer. Zu meiner damaligen Erschrockenheit gesellt sich aktuell sowohl eine berechtigte Angst wie auch Fassungslosigkeit. Fassungslos, weil das, was ich vor Gericht erleben musste, mich ratlos zurücklässt. Für mich war der Verhandlungstag emotional aufgeladen. Dem Menschen gegenübertreten, der meine Tötung nicht nur in seinen Gedanken, sondern sie auch filmreif durchgespielt hatte. Ein schwerer Gang.

Eigentlich hatte ich geplant, den Tag ihne anwaltliche Unterstützung zu begehen. Jetzt bin ich froh, das ich das nicht gemacht habe. An dieser Stelle möchte ich Lisa Grüter meinen Dank auszusprechen. Der gilt ebenso für die Begleitung von BackUp NRW wie für meinen Lieblingsmenschen.

Der Prozess

Einfach formuliert könne mensch den Prozessverlauf als skurril bezeichnen. Es war aber weitaus mehr. Der Angeklagte räumte die Tat vollumfänglich ein, allerdings zeigte er keine Reue. Entgegenteil, er verteidigte seine Sprachnachrichten und gab mir die Schuld an seinem Vorgehen. Mein Twitteraccount, also ich und was ich dort schreibe, hätten ihn dazu genötigt. Klassische Täter/Opfer Umkehr. Das Erste, was ich von ihm hörte, als ich als Zeuge den Saal betrat war „Deutschland verrecke“. Ja, so habe ich auch geguckt. Das wiederholte er mehrfach im laufenden Verfahren.

Er fiel allen ins Wort. Der Richterin, dem Staatsanwalt und auch seine Anwältin. Er ließ nur seine Sicht der Dinge gelten. Ein psychologischer Gutachter war auch anwesend. Allerdings lag seine Begutachtung einige Jahre zurück. Einzelheiten werde ich hier nicht nennen. Weil diese aber so lange zurückliegt spielte sie im laufenden Verfahren keine Rolle.

Immer wieder zeigte der Angeklagte in meine Richtung. Jedes Mal der Versuch, mich in die Verantwortung für seine Tat zu nehmen. Teilweise führte er lange Monologe. Einige Male musste die Richterin dahingehend wirken, dass zum Beispiel der Staatsanwalt seine Ausführungen zu Ende bringen konnte. Für mich war das alles sehr belastend. Ich musste aufgrund seines Geständnisses nicht aussagen. Das war gut, allerdings hatte ich an manchen Stellen das Bedürfnis, Dinge nicht stehen lassen zu wollen, hielt mich aber zurück.

Das Urteil

Dann wurde das Urteil verkündet. 60 Tagessätze zu je 10 Euro. Die Höhe wird an den wirtschaftlichen Verhältnissen gemessen. Dass es wenig erscheint, mag sein. Für mich war und ist wichtiger, dass es zu einer Verurteilung gekommen ist. Die Richterin ist mit ihrem Urteil der Staatsanwaltschaft gefolgt. Das war die erste Verurteilung von Robert K..

Wenig überraschend kündigte Robert K., der Angeklagte, eine Berufung an. Das  bedeutet für mich das ich leider noch nicht abschließen kann, gewünscht und erhofft hatte ich das. Ob eine Berufung allerdings eine gute Idee ist, darf bezweifelt werden.

Nach Schließung der Sitzung ging Robert K. schnellen Schrittes auf die laufende Kamera eines anwesenden Journalisten des WDR zu. Passiert ist nichts, aber sein missfallen gefilmt zu werden war deutlich zu spüren. Fragen, die er gestellt bekam, beantwortete er nicht.

Die Folgen

Seine Vehemenz, seine zum Teil verbale Aggressivität im laufenden Prozess, sein Agieren gegen den Journalisten des WDR waren wenig hilfreich, um mit meinen Ängsten abzuschließen. Auch wenn das nicht hier rein gehört, auch die Ankündigung von Michael Schele und anderen bei einer Wahlkampfveranstaltung der Grünen in Dortmund am 25. April mich zu Hause zu „besuchen“ wirken. Ich werde meine Sicherheitsvorkehrungen im und am Haus erweitern.

Es ist wirklich kein schönes Gefühl, wenn die eigene Wohnung nicht mehr als sichere Umgebung wahrgenommen wird. Jetzt muss ich da durch. Mehr als zuvor schon. Ich habe seit 2014 eine Menge erlebt, neben Todesanzeigen, auf denen auch mein Name stand, Hakenkreuze am Haus und einen Brief mit weißem Pulver war alles dabei. Dennoch, eine filmreife Tötungsfantasie sprachlich in ganzer Pracht präsentiert, ist ein Level, das ich so nie erwartet hatte. Das hören zu müssen toppte alles Bisherige. Darauf kann Robert K. stolz sein …

Der Bericht des WDR vom Prozesstag:

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