Quo vadis Klimabewegung

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Aktivismus / Allgemein / Politik
Bild einer Demonstration von Fridays for Future in Dortmund. Zu sehen sind viele Menschen, von denen einige Schilder hochhalten.

Ein Kommentar und Gastbeitrag von Rita Werner

Ich habe vor Monaten auf  dem sozialen Netzwerk Mastodon einen Thread geschrieben, dass mit der Zuspitzung der vielen Krisen die Polarisierung fortschreitet. Ich sehe darin aber auch eine Chance. Eine Chance für den Klimaprotest und die Klimabewegung als Ganzes.

Dass seit langer Zeit in Teilen der Klimabewegung antisemitische Tendenzen zu verzeichnen sind, habe ich zur Genüge und belegbar dargestellt. Diese hätte offen, reflektiert und politisch gelöst werden müssen. Das ist aber nicht passiert.

Ich habe die Klimabewegung als bürgerlich bezeichnet. Das heißt, sie bewegt sich in engen Grenzen und ist nicht fähig oder bereit sich zu reflektieren. Selbstkritik ist aber ein wichtiges Instrument, um mit und an den Aufgaben zu wachsen. Das verhindert das Aufbauen von Strukturen, in denen alle Ebenen demokratisch gewählt werden und nicht bestimmte Personen durch Medien nach vorne gepusht bzw. aufgebaut werden. Das gilt für „Fridays for Future“, aber vor allen Dingen für die „Letzte Generation“ und „Extinction Rebellion“.

Solche Strukturen wurden bewusst vermieden und man gab sich als Graswurzel-Bewegung. Das war aber nie so. Exponierte und von den Medien hervorgehobene einzelne Personen sprachen für die Bewegung und gaben so Methode, Ziel und Eckpfeiler vor. Bereits in der frühen Stunde von FFF stand dieses Vorgehen in meiner Kritik. Daraus können undemokratische Strukturen entstehen und diesem einen sektenhaften Charakter geben. Letzteres ist im Besonderen bei XR und LG zu beobachten. Ich hoffe sehr, dass notwendige Kritik nicht nur von außen kommt, sondern auch innerhalb der Binnenstruktur vorhanden ist.

Radikal – an die Wurzel gehend

Da ich Bewegungen aber seit 40 Jahren kenne, gehe ich von einem anderen Szenario aus. Das habe ich bereits vor Monaten als Hoffnung und nicht als das Ende der Geschichte erklärt. Meiner Meinung nach sind alle derzeit aktiven Gruppen der Klimabewegung endlich. Sie sind für mich eine Vorstufe hin zu einer radikalen, heißt im Wortsinn „an die Wurzeln“ gehende Bewegung. Die Wurzel, so sollte sich nun in den letzten Jahren qua Erfahrung gezeigt haben, sind nicht Bittbriefe an Politiker, in der Hoffnung, sie würden sich ändern. Erfahrbar wurde: Selbst die Grünen als „Hoffnungsträger“ zeigten, dass sie es eben nicht sind. Somit zurück zum Start.

Meine These war und ist, dass erst durch das „Absterben“ dieser Gruppen etwas Neues und der Situation angemessenes entsteht. Dies ist meine Hoffnung. Die bürgerliche Begrenztheit, heißt staatstragend in den fest vorgeschriebenen, ritualisierten Widerstandsformen verharrend, haben sich als Sackgasse erwiesen. Das ist Fakt. LG zeigt genau dies überdeutlich. Im Inneren bilden sich sektenartige Strukturen aus, während im Außen die Methodik nicht an die Situation angepasst wird, sondern starre Rituale und werbeträchtige Inszenierungen zwar für Spenden sorgen, aber nicht für eine Entwicklung.

Und das liegt nicht daran, dass Menschen, die den Klimawandel verstanden haben, nicht aktiv werden wollen, sondern, auch hier muss wieder Selbstkritik ansetzen, Methoden angewendet werden, die keine Strahlkraft haben. Das liegt nicht an einer verrotteten Linken, sondern daran, dass noch kein Weg, der antikapitalistisch, antifaschistisch und die soziale Frage stellend, eingeschlagen wurde.

Es gab eine Phase bei Fridays, die diesen Weg ein Stück weit gegangen ist. FFF-Deutschland unterstützte zum Beispiel die „ver.di“-Streiks, sie unterstützten also die Forderungen der Arbeiter*innenklasse. Zeigten sich als Teil des Ganzen. Auch gab es in einzelnen Gruppen klare antikapitalistische Ansätze. Dass dies auf parteipolitischer Ebene gebraucht und gesucht wird, ich lese ja häufiger, dass wir eine linke Partei brauchen, muss auch für diese Bewegung gelten.

Packen wir’s an.

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