Nazikundgebungen am „Tag der Deutschen Einheit“

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Allgemein / Demonstrationen / Die Rechte / Dortmund
Bild vom Gegenprotest. Menschen mit BVB Schals auf denen "Gegen Rassismus" steht.

Lange sah es so aus als würde die Nazipartei „Die Rechte“ am „Tag der Deutschen Einheit“ keine Aktion durchführen wollen. Die letzten Jahre war das immer der Fall. Erst einen Tag davor, also am 2. Oktober, sickerten dann Informationen durch, dass es gleich zwei Kundgebungen der Dortmunder Nazis geben sollte. Am Nordmarkt in der Nordstadt und danach auf dem Sonnenplatz, im sogenannten Kreuzviertel.

Eine antifaschistische Demo in Hamm für denselben Tag war schon lange geplant und anfangs sah es nach einem Dilemma aus. Das sollte sich nicht bewahrheiten. Beides kann man im Nachhinein als vollen Erfolg bezeichnen. In Hamm waren bis zu 450 Menschen auf der Straße, von denen sich viele später wohl auch den Protesten gegen die Nazis in der Nordstadt anschlossen.

Danke Antifa!

Nazis da, Polizei Fehlanzeige

Die Nazis mobilisierten für 15 Uhr, trafen aber mit ca. 15 Personen bereits um 13:30 Uhr am Nordmarkt ein. Zu dem Zeitpunkt war weder Polizei noch Gegenprotest vor Ort. Letzterer war für 14 Uhr angesetzt.

Nach und nach trafen Polizeikräfte ein und der Gegenprotest hatte mittlerweile ebenfalls Zulauf. Am Ende standen bis zu 250 Antifaschist*innen ca. 70 Nazis gegenüber. Es gab massive Verzögerungen mit dem Beginn ihrer Hetze. Die Polizei hatte Schwierigkeiten eine Strategie zu finden, um die ca. 40 Nazis von einer U-Bahn Station in der Nähe zum Nordmarkt zu lotsen. Das Gelang nur unter starkem Protest und mit einem ‚robusten’ Einsatz der Polizei und einer Reiterstaffel. Auch eine Hundestaffel wurde später eingesetzt.

Tierquälerei im Rahmen der Polizeiarbeit

Im Laufe dieses Einsatzes stürzte ein Pferd und warf die Reiterin ab. In der Pressemitteilung hieß es später das zwei Pferde verletzt wurden, eines davon schwer. Ich habe den Sturz gefilmt und zwei Bilder davon bei Twitter geteilt. Es ist dringend geboten über den Einsatz von Tieren bei solchen Versammlungen nachzudenken. Ich halte das für Tierquälerei.

Mit eklatanter Verspätung beendeten die Nazis die Kundgebung am Nordmarkt und wurden unter starkem Einsatz der Polizei zu einer U-Bahn Station begleitet. Auch bei diesem ‚betreuten Abreisen’ kam es zu unschönen Szenen. Gegenprotest wurde geknüppelt und Menschen über den Asphalt aus kleinen Blockaden gezogen.

Das Polizeikonzept an dem Tag muss als Misserfolg gewertet werden und unter anderem die „Autonome Antifa 170“ fordert in ihrer PM eine Aufarbeitung der Geschehnisse.

Letzte Station Sonnenplatz

Am Sonnenplatz führten die Nazis ihre zweite Kundgebung an dem Tag durch. Hier waren ca. 150 Menschen zum Gegenprotest versammelt, darunter viele mit BVB-Fanschals, auf denen „Gegen Rassismus“ zu lesen war. Die Fanabteilung von Borussia Dortmund hatte dazu aufgerufen sich dem Gegenprotest anzuschließen.

Die Nazis hatten nicht mit diesem Gegenwind gerechnet und wirkten sichtlich frustriert. Immer wieder gab es ihrerseits Provokationen in Richtung Gegenprotest. Der Frust der Nazis gipfelte darin, dass sie bei der Abreise aus dem Auto heraus alle umstehenden mit Pulverfeuerlöschern angriffen. Es gibt Hinweise, dass vorher eine Flasche in Richtung ihres Wagens geflogen sein soll, gesehen habe ich das nicht. Ich streamte zu dem Zeitpunkt die Vorbereitung der Abreise und im Zuge der Wirren um das Fahrzeug, den Lautsprecherwagen von „Die Rechte“, eskalierte es. Ich wurde mehrfach angegangen (im Stream ab Minute 4 zu sehen und zu hören) und die Polizei hatte Schwierigkeiten die Lage insgesamt wieder zu beruhigen.

Gegen die Insassen des Lautsprecherwagens wurden Verfahren eingeleitet, alle wurden Personenkontrollen unterzogen und in Gewahrsam genommen. Darunter auch der Ratsvertreter Michael Brück.

Fotos gibt es wie immer bei Flickr.

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