Für heute hatten verschiedenste Organisationen ab 13 Uhr zu einer Pro-Palästina Demo in Dortmund aufgerufen. Erfahren habe ich das so gegen 11 Uhr und habe mich auf den Weg gemacht. Nach den Berichten zu der gestrigen Demo in Essen hatte ich schlimme Befürchtungen und wollte das dokumentieren.
Schon auf dem Weg hatte ich eine Begegnung der besonderen Art. Ich kam am Platz der alten Synagoge (Stadttheater) vorbei und befand mich auf dem Weg zu einer Anti-Israel Demo …
Losgehen sollte diese hinter dem Hauptbahnhof und als Route war die Nordstadt anvisiert. Dort angekommen waren wenige Teilnehmer*innen versammelt und viel Polizei. Sie hatten wohl Erfahrungswerte aus Essen mit nach Dortmund genommen.
Bis 13 Uhr füllte sich der Platz, und als der Zug sich in Bewegung setzte, waren es schätzungsweise 500 Menschen die lauthals und immer wieder Parolen wie „Kindermörder Israel“, „Frauenmörder Israel“ und „Palästina bis zum Sieg“ riefen. Ein einzelnes „Fick die Juden“ haben neben mir nur wenige gehört.
Dass stadtbekannte Neonazis sich dem Demozug anschlossen, möchte ich nur am Rande erwähnen, die Volkspfosten hängen sich an alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist. Gewünscht hätte ich mir allerdings eine Distanzierung seitens des Veranstalters und z.B. einen Platzverweis. Mensch kann eben nicht alles haben.
Die Israelfahne
Etwa auf der Hälfte der Strecke bemerkte ich etwas abseits eine Israelfahne am Balkongeländer eines Hauses hängend. Auch die Polizei hatte das gesehen und es machten sich sechs Beamte auf den Weg zu dem Gebäude. Ich konnte nicht hören, was einer der Beamten dem Menschen auf dem Balkon zurief, der jedenfalls entfernte die Fahne umgehend und hing sie von innen an die Balkontür. Deutschland 2014 – die Israelfahne muss weg …
Wieder am Hauptbahnhof angekommen gab es noch einige Reden zu hören. Unter anderem auch von Herrn Ralf Michalowsky (Chef der Linken NRW), der nach seinem gestrigen Facebook-Eintrag in der Kritik steht. Der ist zwar mittlerweile gelöscht, kann aber bei den Ruhrbaronen nachgelesen werden. Da stellt sich mir die Frage, wie stehen eigentlich die Linken in Dortmund zu diesen „Friedensdemos“? Utz Kowalewski (Ratsmitglied von Die Linke) jedenfalls wünscht sich sehr viel größere davon, wenn ich das richtig verstanden habe.
Zum Abschluss gab es dann noch eine Begegnung mit Demoteilnehmer*innen die auch montags immer bei der Querfront an den Katharinentreppen zu finden sind. Wir können also festhalten, eine Anti-Israel Demo mit Nazis und Montagsquerfrontlern – und Sonnebrand im Gesicht, aber das ist eine andere Geschichte.
In den Medien, auch den lokalen, ist die Berichterstattung sagen wir mal zurückhaltend. In einem bekannten Blog aus der Nordstadt ist (noch?) nichts zu finden. Ein Fest mit buntem Maismehl gibt auch hübschere Bilder. In der WDR Lokalzeit reichte es immerhin für einen 90-sekündigen Bericht mit dem Tenor – alles friedlich. Die RN und die WAZ wie immer gleichlautend, also stellvertretend hier lesen, oder auch nicht.
Fazit
Wären 500 Nazis durch die Stadt gezogen, wäre medial die Hölle los gewesen. Heute haben die Teilnehmer*innen nur gegen Israel gehetzt …
Bild mit der Israelfahne © @underdogs_TM