Übergriff auf Anti-Corona-Maßnahmen Kundgebung

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Coronavirus / Dortmund / In eigener Sache / Querdenken
Mensch mit Reichsfahne auf der Demo in Dortmund

Es ist häufig so, dass man erst einen oder auch mehrere Tage nach einem Vorfall realisiert was da eigentlich passiert ist. So ist es auch mit dem gestrigen tätlichen Übergriff von Oliver Flesch auf mich. Geschehen auf der Anti-Corona-Maßnahmen Kundgebung in Dortmund am 9. August auf dem Hansaplatz in Nähe zur Bühne.

Was ist passiert? Es war die bis dato größte Kundgebung der sogenannten „Corona-Rebellen“ in Dortmund. Laut Polizeiangaben mit bis zu 2800 Teilnehmenden. Geschätzt hatte ich ca. 2000.

Der Vorfall

Ich fotografierte die Kundgebung im Ganzen, Gruppen von Teilnehmenden und ihre Schilder. In Nähe der Bühne fiel mir ein Mann auf, der unter anderem auch eine Reichsfahne bei sich führte. Die Szene wollte ich festhalten. Ein Menschen mit „Querdenken“ Shirt sprang mir vor der Linse rum. Ziel war es wohl dieses Bild zu verhindern. Er fluchte leise „zu spät“. Solche Dinge erleben Fotografierende ständig und in der Regel ist das auch nicht gefährlich. Kurze Zeit später hörte ich eine Stimme die mir bekannt vorkam. Sie war laut, fordernd, irgendwie anklagend.

Vor meiner Kamera tauchte ein Selfistick mit Handy auf. Dieser war von Oliver Flesch und die laute Stimme war die von „Dem Mann mit dem Koffer“, so seine Eigenbezeichnung. Bei Twitter nennt er sich „RealArturHelios“. Bekanntschaft machte ich mit ihm bereit vor einigen Wochen im Westpark. Dort finden Sonntags immer Miniveranstaltungen der Dortmunder Gruppe „Nicht ohne uns“ statt. Diese Gruppierung ist ebenfalls den Corona-Rebellen zuzurechnen.

Der Übergriff

Plötzlich stand der Mann, in der Situation ohne Koffer vor und Oliver Flesch, der das live streamte, neben mir. Artur Helios redete fortwährend auf mich ein, schob mir einen Facebook-Account unter und beschwerte sich über angebliche Texte die ich dort geschrieben hätte. Problem dabei, ich habe keinen Facebook-Account. Das aber sind Fakten und funktionieren auf solchen Demos eher nicht.

Nach kurzer Zeit drehte ich mich dem streamenden Oliver Flesch zu, schaute ihn an und sagte: „Na Flesch, wie gehts?“. Das sollte den Druck rausnehmen und ihm signalisieren, ich weiß wer du bist. Er wurde nervös. Was ich in solchen Situationen immer mache, ich gehe weg, versuche mich aus der Umklammerung zu lösen. Das wollten sie nicht zulassen. Sie folgten mir weiter auf mich einredend und streamend.

Die Hand von Oliver Flesch zitterte und ich sagte zu ihm, wärend er was wegen der Maske fragen wollte: „Nicht so zittern, gerade halten, gerade halten“. Er entgegnete: „Meinst du ich habe Angst vor dir?“. Er wiederholte seinen Satz und gleichzeitig erfolgte der Schlag gegen meinen Hinterkopf (Video unten) und meine Kappe fiel zu Boden. Uff.

Das Ganze dauerte nur Sekunden

Oliver Flesch ging dann sehr schnell weg. Alles dauerte nur Sekunden. Ich hob meine Kappe vom Boden auf und versuchte mich zu sortieren. Mittlerweile waren solidarische Menschen bei mir. Die beiden Provokateure waren weg. Es beruhigte sich alles ebenso schnell wie es zuvor eskalierte. Ein lieber Mensch bot mir direkt seine Zeugenschaft an. Danke dafür.

Erst nach und nach realisierte ich, dass ein tätlicher Übergriff stattgefunden hat. Das war eine Grenzüberschreitung, die ich nicht bereit war hinzunehmen und ich erstatte noch vor Ort eine Anzeige. Gleichzeitig spürte ich, dass der Tag für mich gelaufen und eine weitere Berichterstattung nicht möglich ist. Ich brauchte Ruhe zum Runterkommen. Die Kundgebung allerdings sollte noch Stunden dauern.

Beim Verlassen der Versammlungsfläche hörte ich noch Wortfetzen von der Bühne. Redner zu dem Zeitpunkt war Wojna von „Die Bandbreite“, mit dem ich schon 2015 das zweifelhafte Vergnügen hatte. Das ist aber eine andere Geschichte.

Fazit

In den folgenden beiden Videos könnt ihr euch ein eigenes Bild machen. Das erste zeigt die gezielte Vorbereitung der Provokation. Dabei federführend ist der oben genannte „Mann mit dem Koffer“. Oliver Flesch wird quasi zu einem Werkzeug. Das entbindet ihn aber nicht von der Verantwortung. Er ist Täter, kein Opfer. Ich erwarte ein juristisches Nachspiel. Es geht dabei nicht darum, ob ich blutend zu Boden gegangen bin oder nicht, es geht um die Grenzüberschreitung.

Die Vorbereitung

Der Übergriff

 

Fotoalbum von dem Tag und bis zu dem Zeitpunkt

♦ Meine Tweetkette zu dem Vorfall

♦ Einschätzung zu dem sehr oberflächlichen Bericht der Aktuellen Stunde (WDR)

2 Kommentare

  1. throgh sagt

    Ganz viel Kraft dir, Korallenherz. Ich habe mir die Videoaufnahmen mehrfach angesehen und deine Reaktionen sind absolut seriös wie sie auch direkt eine Botschaft senden: „Herr Flesch, wie geht es Ihnen?“

    Seine Reaktion? Provokation und Drohung: „Was willst du?“ Und: „Meinst du ich habe Angst vor dir?“ Im Grunde genommen: Projektionen des eigenen Verhaltens mit dem Wissen, dass weder die Provokationen noch die darauf folgende Eskalation jemals korrekt oder in irgendeiner Form menschlich herleitbar sind. Er selbst würde jederzeit Gewalt als probates Mittel ansehen – soviel dann auch einmal mehr zur sog. „bürgerlichen Mitte“, die mit derlei Akteuren auf Kuschelkurs geht.

    Ich weiß, dass die nun niedergeschriebene Analyse wenn überhaupt nur bedingt hilft das Erlebte zu verarbeiten. Ich habe es dennoch getan, weil ich alles Andere inzwischen als sehr problematisch empfinde. Soll ich dir mitteilen, dass du „Alles richtig gemacht hast“? Das suggeriert Drohungen wären auf einmal das neue Normativ, in welchem wir uns gesellschaftlich bewegen. Ich möchte aber keine Drohungen von Rechtsdrehenden und Verschwörungsideolog*Innen haben, weil sie meinen ihre Projektionen weiter betreiben zu können. Wenn „Drohung“ und „Angst“ die einzigen Mittel sind, welche im Diskurs zur Auswahl stehen, hat sich das gesellschaftliche Miteinander mehr als nur verschoben. Insofern ist dieser Kommentar zugleich auch nochmals ein Aufruf an alle Leser*Innen hier: Akzeptiert das nicht und suggeriert bitte nicht an Betroffene wie Korallenherz einfach sie hätten „Alles richtig gemacht“. Denn was passiert danach? Die Betroffenen sind dann immer noch allein mit dem Erlebten und sehen sich einer Drohkulisse ausgesetzt. Darauf vertrauen das „Nichts“ passieren wird? Nein, ganz viel Kraft und eben Solidarität. Im Notfall auch der Griff zum Telefon zwecks Hilfeketten. Aber dazu muss auch klar werden, dass dieser Notfall Gehör findet.

    Herr Flesch hat hier nicht nur eine Grenze überschritten. Die Aussage „Ich werde bei der Antifa anders!“ ist Zeugnis der Projektion, einer gesuchten Begründung übergriffig werden zu können, zu dürfen und auch jederzeit zu wollen. Die einzige Antwort ist eben das juristische Nachspiel. Und wir benötigen gemeinsame Solidarität für die noch kommende Zeit: Die Akteure, welche hier übergriffig geworden sind, werden nicht einfach damit aufhören. Danke für das Teilen, Korallenherz! Es tut mir einfach leid, dass dir derlei widerfährt. Falls es schlimm werden sollte, gibt es Kanäle, welche wir gemeinsam finden können. Will initial aber auch sagen: PASS BITTE AUF DICH AUF!

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