Aus aktuellem Anlass versuche ich mal die Causa „Kevin G.“ mit etwas Hintergrund zu füllen. An dieser Stelle setze ich eine Content Note, weil es auch um eine Aufforderung zum Suizid gehen wird. Nutzt also jetzt die Möglichkeit zum Ausstieg und lest bitte nicht weiter.
Seit zwei Tagen hat er mich wieder auf dem Schirm und legt mir wiederholt einen Suizid nahe. Aufgeschnappt hat er diese Aussage bei einer Demo der Dortmunder Nazis im 3. Mai 2019, wo genau der Spruch mir aus der Versammlung heraus zugerufen wurde. Ihm gefiel das.
Funfact. Ich wurde für die Dokumentation der Aussage damals bei Twitter gesperrt. Einige Tage später begann die Reha wegen meiner Depression. Allein dieser Zusammenhang zeigt deutlich, dass verbale Gewalt nicht nur richtig krass sein kann sondern ist. Unser Thema heute heißt aber Kevin G.
Wirklich wahrgenommen hatte ich ihn erstmalig im Rahmen der „Gelben Westen“ Kundgebungen in Dortmund. Er fiel mir auf, weil ich ihn zuvor einmal in Köln fotografiert hatte. Dort wedelte er mit einem Grundgesetz herum und trug einen Sticker der „Patrioten NRW“. Das war für mich auch der Hinweis, dass diese Gelben von Beginn an mindestens rechtsoffen waren. Das wurde dann wenig später auch bestätigt.
Politische Gegnerschaft? OK, aber es gibt Grenzen
Ich finde es sehr nachvollziehbar, dass Leute, Gruppierungen und politische Bewegungen, über die ich kritisch berichte nicht gut auf mich zu sprechen sind. Geschenkt. Allerdings gibt es Grenzen und die wurden von Kevin G. mehrfach überschritten und das zum Teil auch sehr empfindlich. Ich werde im weiteren Verlauf einige Beispiele dessen als Screenshots hier einfügen.
Auch die Grenze zwischen ich beobachte meinen politischen Gegner bis hin zu Stalking kann fließend sein. So erinnere ich mich, dass er eine Zeit lang Bilder einer Bushaltestelle in Menglinghausen als Header und Profilbilder hatte, obwohl er nicht hier wohnt. Oder als er mich bei einem „Bürgerdialog“ der AfD (Haus Opherdicke) so fokussiert filmte und Fotos machte, dass er kurzzeitig von der Polizei auf Wunsch der AfD rausgebeten wurde. Das ist mehr als nur grenzwertig.
Darf ich ihn umlegen?
Es blieb aber nicht dabei. Drohungen von seiner Seite gab es fortlaufend immer wieder. Mal mehr und mal weniger offen. Im Dezember 2019 legte er die Messlatte dann wieder etwas höher und twitterte über einem Screenshot: „darf ich ihn umlegen“
Da muss man eigentlich nichts mehr kommentieren. Der kurze Satz steht für sich und wurde von mir direkt zur Anzeige gebracht. Ergebnis dazu gibt es noch keins. Nichts. Es muss wohl wirklich erst was passieren. Immerhin, eingestellt sind die Ermittlungen noch nicht. Trotzdem, sechs Monate bei so einer offensichtlichen Aussage? Mich erschreckt das und ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, der häufiger schlimmste Drohungen bekommt. Manchmal auch per Post.
Radikalisierung im Rahmen der Gelben Westen
Seine offen radikale Prägung verbunden mit unverhohlenen Aussagen begann aber bereits zuvor. Am 23. Januar 2019 fand ein Treffen von Frau Merkel und Herr Macron in Aachen statt und Gelbe Westen riefen zu Protest auf. Im Nachgang schrieb Kevin G. folgendes in eine der zahlreichen Telegram-Gruppen: „Die Scharfschützen gestern auf Dach hätten Helden werden können. Sie hätten uns von den Verrätern und Schädlingen der Gesellschaft befreien können“. Auch dazu muss man nicht viel erklären.
Was ich auch sehr belastend empfinde sind viele Reaktionen, die sich zum Beispiel über seine Rechtsschreibung lustig machen. Ernsthaft, dass ist nicht das worum es geht. Das macht einen Menschen erstens nicht weniger gefährlich, man macht sich aber zweitens noch über Betroffene lustig. Das kann ja nicht so schlimm sein, wenn es nicht korrekt formuliert und geschrieben ist. Bitte lasst sowas. Ableistische Zuschreibungen sind grundsätzlich abzulehnen. Ganz gleich welcher Kontext.
Muss erst was passieren?
Was ich bei alle dem nicht verstehe. Es heißt immer es wird oder muss etwas gegen Hate-Speech unternommen werden. Das ist gut und richtig und schwierig, weil vieles von dem nicht mit Klarnamen erfolgt. Das weill keine Debatte über Klarnamenspflicht lostreten, ich lehne diese ab. Es gibt gute Gründe warum Menschen anonym kommunizieren. Einen davon lest ihr gerade. Aber hier haben wir alles zusammen, den Klarnamen, der Mensch ist der Polizei bekannt, es laufen oder liefen bereits Ermittlungen.
Auch bei einem Angriff am 17. November in Duisburg war G. beteiligt, wenn auch nur am Rande. Er filmte den Angriff auf meine Begleitung – und ich ihn. Im Video unten habe ich den Angriff rausgeschnitten, wegen der noch laufenden Ermittlungen. Aber auch bei Ansicht der gekürzten Version lässt sich gut einschätzen, wie es sich anfühlt im Fokus eines faschistischen Mobs zu stehen. Kevin G. ist ganz am Ende mit Selfiestick zu sehen:
Ja und heute war es wieder soweit und Kevin G. buddelte seine ältere Aussage mit dem Fön wieder aus, um diese wiederholt gegen mich zu verwenden. Der Grund erschließt sich mir nicht, aber gut möglich, dass es im Zusammenhang mit meiner Berichterstattung über „Nicht ohne uns“, dem Dortmunder Ableger der sogenannten“Corona-Rebellen“ zu tun hat.
[Anmerkung: Der zweite Tweet, der mit dem Fön, ist mittlerweile von Twitter wegen „Verstoß gegen die Regeln“ entfernt worden]
Was ich mir wünschen würde?
Das Ermittlungen, wo meiner Meinung nach soviele Fakten klar auf dem Tisch liegen auch zu Ergebnissen führen und nicht im Sande verlaufen. Ergebnisse die signalisieren, da ist eine Grenze die es einzuhalten gilt. Das Menschen, die wie ich Demonstrationsgeschehen dokumentieren nicht zum Freiwild werden. Erst gestern, am 27. Juni, gab es wieder ein Beispiel wie es nicht laufen sollte. Ihr findet das Video auf dem Twitter-Account des Jüdischen Forums.
Zum Abschluss noch vier Tweets, die belegen, dass sein „Engagement“ gegen mich keine Eintagsfliege ist und die Grenzen des ertragbaren längst überschritten sind. Das ist längst kein Kindergeburtstag mehr.
Zum Abschluss
Weil ich das sehr selten mache, ich aber finde das es hier wirklich gut passt. Ihr könnt mich und meine Arbeit unterstützen. Einerseits mit Teilen meines Contents, aber auch finanziell so ihr könnt und mögt:
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*Headerbild ist ein Symbolbild und zeigt nicht die Person um die es im Text geht.
Update
Mittlerweile (Juli 2020) liegt eine Entscheidung der Staatsanwaltschaft Krefeld vor. Im Falle der Äußerung von Kevin G. „Darf ich ihn umlegen?“ wird kein Verfahren eingeleitet.
Update 2
Am 5. Mai 2021 kam es zu einer Verhandlung vor dem Amtgericht in Krefeld. Kevin G. wurde Beleidigung in zwei Fällen zur Last gelegt. Er hatte den Oberbürgermeister von Krefeld unter anderem „Volksverräter“ genannt und in meinem Fall kam „Korallenherz ist geistig im Arsch“ zur Anklage.
Kevin G. wurde zu insgesamt 80 Tagessätzen verurteilt. 50 wegen der Beleidigung des OB und 30 wegen der in meine Richtung. Er hatte zwar beides eingeräumt, berief sich jedoch auf Meinungsfreiheit. Anwaltliche Vertretung hatte er keine. In einem kurzen Thread auf Twitter habe ich einiges dazu geschrieben.
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