Gelbe Westen Dortmund -Teil II

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Demonstrationen / Dortmund / Gelbe Westen
Hund mit gelber Weste

Nun, ich dachte gestern noch das es kaum lohnt einen Text zum gestrigen Treffen der Gelben Westen Dortmund zu scheiben. Aber ihr kennt das mit den Puzzleteilchen, es dauert oft das sinnstiftend zusammen zu bringen.

Gestern

In der Spitze ca. 35 Teilnehmende trafen sich ab 13 Uhr gegenüber dem Hauptbahnhof auf dem „Platz der Deutschen Einheit“. Der Bollerwagen war wieder dabei und die bekannten Pappschilder. Diesmal nicht dabei, war die Frau, die letzte Woche live gestreamt hat. Sie, also „Patriot on Tour“ tauchte dann in Köln auf, wo es ein zweistündige Infoveranstaltung für sogenannte freie Medien gab. Gemeint war damit „PI-News“, „Jouwatch“ und ähnliches.

Auch nicht anwesend war Bernd S., der am 1. Dezember in Essen auffiel und immer wieder bei Nazidemos anwesend ist. Wieder dabei war der Mensch mit weißer Mütze, Kevin G., der in vielen meiner letzten Alben auf Flickr als Teilnehmer von Naziversammlungen zu finden ist. Eine klare Distanzierung nach Rechts sieht anders aus.

Dafür war gestern eine Kleingruppe, bestehend aus ca. 6 Personen neu dabei, die sich mehrfach durch Pöbeleien in meine Richtung hervortaten. Kleidungstechnisch und dem Benehmen nach würde ich sie dem Hooligan-Spektrum zuordnen, habe aber noch keine weiteren Infos zu denen. Körperlich wurden sie nicht und es gab zumindest eine Ermahnung seitens einer der Initiator*innen das doch bitte zu unterlassen. Man ist um ein sauberes Image bemüht.

„Aufstehen“ Dortmund

Zwei Teilnehmer*innen, die der Gruppe „Aufstehen Dortmund“ zuzuordnen sind, verließen frühzeitig die Demo. Gründe unklar, aber auch hier dürfte es in Zukunft spannend sein, wie sich „Aufstehen“ gegenüber den Gelben Westen Dortmund verhalten wird. Wobei Berührungsängste auch eher marginal sein dürften. Im August gab Sevim Dağdelen „RT Deutsch“ ein Interview: „Aufstehen“ möchte alle ansprechen, die Veränderung wollen“. Willkommen Querfront.

Die Demo

Nach einer Stunde auf dem Platz rumstehen machten sie sich bereit für ihren „Marschzug“. Wie kommt man eigentlich auf die Idee eine Demonstration Marschzug zu nennen? Das ist mindestens so kreativ wie viele Namen von Frisörgeschäften.

Es sollte eine kurze Demo werden. Die Route ging von den Katharinentreppen zur Haltestelle Westentor, dann zurück und zum „Platz von Netanya“, dort gab es eine Zwischenkundgebung. Sie hatten ein kleines Megafon und brabbelten zum Teil krudes Zeug, aufgeschnappt habe ich „Wir wollen keine ausländischen Truppen auf deutschem Boden“. Äh, was? Zwei Passanten kamen zu mir, weil sie wohl sahen das ich Beobachter war und fragten mich „Sind das Rechte?“. Sowas kommt von sowas …

Zwischenkundgebung: Menschen halten Schilder hoch

Nach einiger Zeit kam einer aus der Gruppe zu mir und fragte zuerst wer ich sei und ob ich Journalist bin. Ich bejahte das und er fragte nach einer Visitenkarte. Ich entgegnete das er seine Versammlungsleitung fragen soll, die wüssten sicher wer ich bin. Kurz bevor er sich entfernte, sagte er noch zu mir: „Wir lesen was du schreibst“. Aha und das, wo er doch angeblich nicht wusste wer ich bin. Ein Klassiker.

Neue Infos

Im Laufe des Abends bekam ich eine PDF-Datei mit gesammelten Informationen zum Thema Gelbe Westen. Alles Material aus öffentlichen Telegram-Gruppen, also für jede*n einsehbar. Nur eben in gesammelter Form, was dann einen anderen Draufblick ermöglicht.

Danke an die Menschen, die sowas machen, also Infos akribisch zusammentragen und dann in einen gemeinsamen Kontext setzen. Wichtig das.

Hieraus ließ sich ableiten, dass Teile der jetzigen Gruppe „Gelbe Westen Dortmund“ schon am 1. Dezember in Unna dabei gewesen waren. Ziel war es damals laut verschiedenster Aufrufe das Kamener Kreuz zu besetzen. Ein Rohrkrepierer, aber es riefen viele Rechte Gruppen auf da mitzumachen bzw das zu unterstützen. So auch unter anderem der Gründer von „HoGeSa“ Dominik Roeseler. Die „Antifa United“ hat dazu einiges an Infos zusammengetragen. Es war meines Erachtens unmöglich die Handelnden zu übersehen. Einen lesenswerten Text dazu veröffentlichte auch T-Online. Lars Wienand fasste das damalige Wissen gut zusammen.

Das lässt zwei Schlussfolgerungen zu:

1. Einzelne mit denen ich letzten Samstag geredet habe, haben mich angelogen, spielten ihre Naivität um Gesicht zu wahren und ihr ’sauberes Image‘ nicht aufs Spiel zu setzen.

2. Sie sind tatsächlich so naiv und unbedarft, glauben einfach an ihre Sache und meinen das „Bei uns sind alle willkommen die unsere Forderungen unterstützen“ genau so. Keinen Gedanken verschwendend, wie sehr ihnen das vor die Füße fallen wird und das wird es.

Beide Varianten sind meines Erachtens schlecht. Letzteres erinnert mich an 2014, wo am Mikro der Montagsmahnwachen der MLPD auf einmal Nazis von Die Rechte am offenen Mikro standen und ich die Initiator*innen aufklären musste welche Leute da gerade am redeten. Danach gab es eine klare Distanzierung und Trennung beider Gruppen. Die Ausgeschlossenen organisierten von dem Zeitpunkt an eine eigene Montagsdemo.

Hinweis

Den Hinweis den ich damit verbinden möchte: Ich finde es gut wenn Menschen sich politisch betätigen möchten, aber macht euch schlau welche Akteure mitmischen. Gerade auf kleinster kommunaler Ebene sollte dieses möglich sein. Erkundigt euch auch bei Menschen die da etwas Überblick haben. Tragt Infos zusammen und wertet diese aus. Politische Naivität ist eine große Gefahr und bietet genau denen einen Andockpunkt, die man (hoffentlich) nicht dabei haben will.

3 Kommentare

  1. Wolfgang sagt

    Hallo Robert, ein sehr guter Artikel. Wichtiges für alle die sich politisch in eine Gruppierung einsetzen wollen hast Du im Hinweis zusammengefasst. Danke. Von mir noch eine Anmerkung dazu. Sich politisch einzubringen ist im Anfang ein sehr Personen bezogene Sache, aber es sollte jedem klar sein, dass es eine Inhaltliche Angelegenheit ist warum man gerade in dieser Gruppe ist. Wenn dann ein Moment kommt wo man sich mit der Ausrichtung der Gruppierung, Partei oder auch Bewegung nicht mehr im reinen fühlt, steigt aus und das so schnell wie möglich.

  2. Uli Möller sagt

    Bei der letzten Zusammenkunft der Gruppe Dortmund Innenstadt, Nord und Hörde war die Mehrheit der Ansicht:
    Aufstehen ist eine eigene Bewegung.
    Man sollte sich nicht an die gelben Westen anhängen sondern die eigenen Ziele in den Vordergrund stellen.

    • Robert sagt

      Aufstehen und ich werden in diesem Leben keine Freund*innen mehr, aber ja, ihr tätet gut daran euch nicht mehr daran zu beteiligen.

      Gruß Robert

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