Gelbe Westen Dortmund – Teil III

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Demonstrationen / Dortmund / Gelbe Westen
Schild mit Text "Moslem, Christ, Links oder Rechts, gegen unmenschliche Politik".

Gestern, am 12. Januar, hat der Dortmunder Ableger der „Gelben Westen“ den zweiten Spaziergang mit anschließender Kundgebung durchgeführt. Für die kommenden zwei Samstage in Folge sind weitere angekündigt.

Treffpunkt war wie zuvor der „Platz der Deutschen Einheit“ gegenüber vom Hauptbahnhof in Dortmund. Waren es zu Beginn ca. 25 Teilnehmer*innen, wurden es zum Spaziergang knapp 40 an diesem Tag. Neben den bekannten Pappschildern mit ihren Forderungen wurde erstmalig ein Banner „Gemeinsam für Deutschland“ und ein sehr markantes Schild mit der Aufschrift „Moslem, Christ, Rechts oder Links, gemeinsam gegen unmenschliche Politik!“ gezeigt.

Das Schild zeigt sehr deutlich die Bestrebung der Gruppe, sich nicht klar nach Rechts abgrenzen zu wollen. Im Grunde ist es sogar als Einladung an Rechte zu verstehen. Stichwort Querfront. Das funktioniert auch schon, denn Kevin G., der in den letzten Wochen auch an vielen Nazidemos teilgenommen hat, war wiederholt anwesend.

Keine Abgrenzung nach Rechts

Mit dieser Öffnung nach Rechts wird deutlich, dass sie es mit „Jeder Mensch der unsere Positionen teilt ist willkommen“ ernst meinen und sollte in der Form nicht ohne Widerspruch bleiben. Ähnliche Bestrebungen waren auch bei den sogenannten „Montagsmahnwachen„, die ihren Ursprung 2014 in Berlin hatten, zu finden. Selbiges gilt für die „Friedenstournee„, die ebenfalls 2015 in Dortmund ‚zu Gast‘ war.

Am Startpunkt dauerte es nicht lange bis die Gruppe auf mich aufmerksam wurde. Einer der Teilnehmer kam zu mir, beschwerte sich und drohte sofort mit einer Anzeige. Ich verwies ihn an die Polizei in direkter Nähe, schließlich war es ja eine angemeldete Versammlung. Er unternahm nichts, aber ganz ohne weitere Drohung wollte er nicht gehen und sagte: „Wir sehen uns wieder“ und schob ein „ganz bestimmt“ hinterher. Woher kenne ich sowas bloß?!11

Die Kundgebung

Nach sehr kurzer Demo fand die Abschlusskundgebung vor der Reinoldikirche statt. Zu dem Zeitpunkt verließen einzelne Teilnehmer*innen bereits die im Dauerregen stattfindende Versammlung. Es wurden mehrfach ihre Forderungen per Megaphon verlesen. Darunter Punkte wie „schnelleres Abschieben von abgelehnten Asylbewerbern“ und „Aufhebung der Immunität aller Politiker“. Die einzelnen Redebeiträge waren alle sehr schlecht zu verstehen, dass Megaphon war eher ein Miniphon und klang auch so.

Bild der Kundgebung vor der reinoldikirche in Dortmund

Kurz vor Ende der Kundgebung kam eine der Teilnehmer*innen in gelber Weste zu mir um sich zu unterhalten. Wir kamen ins Gespräch und erzählte ihr von den aktuellen Forderungen, die ich zum Teil sogar mitgehen würde, aber eben nicht unter der Voraussetzung der fehlenden klaren Abgrenzung nach Rechts. Das hat sie sofort verstanden, beschwerte sich über das oben erwähnte markante Schild und hörte zudem die Forderung mit „schnelleres Abschieben“. Zum Schluss unseres Gesprächs sagte sie dann zu mir“ „Ich und mein Mann werden nicht wieder kommen“.

Unwissenheit schützt vor Rechten nicht

Beim vorletzten Zusammentreffen der Gelben Westen hatte ich mit dreien von ihnen geredet. Ich berichtete bereits im letzten Blog darüber. Darunter auch die Versammlungsleiterin dieser „Marschzüge“ (Eigenbezeichnung). Einige Aussagen waren grenzwertig, habe ihnen aber ihre Unwissenheit bezüglich der Teilnehmenden abgekauft. Heute gehe ich davon aus, dass sie mehr wussten, aber um ihren ‚guten Ruf‘ bemüht waren. Mindestens einer der in der Dortmunder Gruppe federführenden Personen, war schon am 1. Dezember 2018 in Unna/Bergkamen mit dabei. Zu dieser Versammlung, geplant war eine Blockade des Kamener Kreuz, hat u.a. auch Dominik Roeseler von „Mönchengladbach steht auf“ und Gründer von „HoGeSa“ aufgerufen.

Eine Beobachterin der Gelben Westen Gruppen in Deutschland schrieb mir folgende Zusammenfassung:

Die meisten Gelbwesten sind rechts bis rechtsradikal. Die Rechten nutzen die Gelbwesten Gruppen, um neue Mitglieder für ihre rechten Organisationen zu rekrutieren. Jede Organisation versucht, sie an sich zu binden. Sie buhlen geradezu um die Neulinge in den Gelbwesten Gruppen. Schnell rutscht dann so ein Neuling in die rechte Szene ab. Vor allem die Identitären, aber auch das Frauenbündnis aus Kandel haben sich auf die Neumitglieder gestürzt. In den Gelbwesten Gruppen werden dann immer wieder Links zu noch rechteren Gruppen geteilt. So bin ich auch in eine Gruppe von Holocaust Leugnern geraten. Einer davon ist [Name entfernt], der sich Frank von Thüringen nennt und der Admin vieler Gelbwesten Gruppen ist.

Wenn ihr euch selbst ein Bild der „Gelben Westen Dortmund“ machen wollt. Für die kommenden beiden Samstage, den 19. und 26. Januar, sind die nächsten „Marschzüge“ angekündigt.

7 Kommentare

  1. Robert sagt

    Da hier gerade etwas mehr gelesen wird packe ich den Bericht des WDR zum Thema „Gelbe Westen“ Dortmund mal als Link hier rein. Ich durfte einige Bilder und zwei, drei Sätze beisteuern:

  2. Gelbe Weste sagt

    In Aachen haben Rechte, Linke, Linksjugend, Aufstehen, Antifa und Gelbe Westen aus Dortmund (und vielen anderen Städten) friedlich nebeneinander demonstriert.
    Alle Gruppen haben die gelbe Weste getragen. Auch die Antifa, mit denen wir persönlich gesprochen haben.
    Obwohl wir mit der Antifa sprechen, sagen Sie nicht, dass wir zur Antifa gehören.
    Weil aber jemand der Rechten neben uns stand, sind wir Rechte?
    Tolle Logik Herr Rutkowski. Bravo.
    Das hat nichts mit Journalismus zu tun.
    Bleiben Sie einfach bei der Wahrheit.
    Das Sie die gelben Westen Dortmund in einen Topf mit Rechten werfen, ist Ihre Interpretation und Art zu arbeiten jedoch gänzlich realitätsfern.
    NEIN, ich kenne keine Rechten.
    Und das soll auch so bleiben.
    Was sie unterstellen ist reine Mutmaßung und beruht keinesfalls auf Fakten.

    • Robert sagt

      Du kannst dir deine ‚Wahrheit‘ natürlich so zurecht biegen wie es dir beliebt, macht aber alles schlimmer als es schon ist:

      1. Am Anfang standen da tatsächlich alle zusammen, hab ich auch ich getwittert („Aufstehen“ bei den Rechten), etwas später gab es dann eine strikte Trennung der demonstrierenden Gruppen und die sogar mit Polizeikette. Lässt sich auch gut im Stream der PI-News-Tante nachvollziehen. Aber das wäre ja dann das mit Fakten eh?
      https://twitter.com/foontable/status/1087636964931715072

      2. Das eure Leute bei der rechten Versammlung stehen geblieben sind und nicht den Ort gewechselt haben spricht für sich. Da müsst ihr dann auch durch. Ich nenne nur mal zwei der Namen von Rechten mit denen ihr euch da gemein gemacht habt: Dominik Roeseler und Henryk Stöckl und das ist nur die Spitze des Eisbergs (viel Spaß beim googeln).
      https://twitter.com/Korallenherz/status/1087653226239938560

      3. Wer ist den die Antifa(tm) mit der ihr geredet habt? Die Antifa!11 Diese Aussage allein belegt wie weltfremd das ist was aus eurer Ecke kommt. Jeder demokratische Mensch ist per Definition Antifaschist*in und aus dem Grund macht man auch keine gemeinsame Sache mit Rechten. Ich empfehle dir/euch dringendst sich mit dem Thema „Querfront“ zu beschäftigen, um den Hauch einer Ahnung davon zu bekommen wessen Spiel ihr spielt.

      Ergänzung: Es gab nicht wenige Rückmeldungen, die euer Schild (das oben im Header) gar antisemitisch ausgelegt haben. Eure politische Naivität ist gefährlich. Ende der Durchsage.
      https://twitter.com/Korallenherz/status/1087277596688216064

      Hier noch ̶l̶̶ü̶̶g̶̶e̶̶n̶̶p̶̶r̶̶e̶̶s̶̶s̶̶e̶ Lesestoff zu Aachen für dich:
      https://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/gelbwesten-kopien-von-rechts

  3. GelbeWeste sagt

    Herr Rutkowski,
    ich wünsche mir nicht viel.
    Lediglich, dass sie anfangen richtig zu recherchieren und aufhören zu lügen.
    Das was Sie betreiben erachte ich als Hetze. Sie interpretieren sehr viel hinein, was so nie gesagt und nie gemeint war. Jeder mit gesundem Menschenverstand versteht es hoffentlich.
    Wenn sie von einer Beobachterin reden, hören Sie sich doch die Meinung einer anderen Beobachterin an.
    44 Menschen stehen dort, die nichts weiter wollen, als ein gerechtes Leben für ihre Kinder und Enkelkinder. Bezahlbare Mieten, höhere Renten, gerechter gestaffelte Steuern, mehr Sozialbau, staatliche Obdachlosenhilfe, weniger Armut und Rentner die aus der Mülltonne leben müssen, Anzahl der Empfänger der Grundsicherung im Alter hat sich verdoppelt, das alles isz nur ein kleiner Ausschnitt. Egal was wir tun, sie bilden ein Feindbild, was so nicht existiert.
    Wir sind nicht rechts. Nicht links. Wir sind Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft, wir sind in Dortmund Christen, Moslems, Buddhisten, Atheisten, Deutsche, Spanier, Polen, Rumänen, usw. – wir wollen niemandem was Böses. Nur Deutschland sozialer machen.
    Und nein, keiner von uns hat Sie angelogen. Dafür gibt es einfach keinen Grund. Sie wirkten sehr sympathisch.
    Dieser Drang verbal alles zu zerfetzen erschließt sich mir jedoch nicht.
    Vielleicht sollten Sie sich mal einen Urlaub gönnen und etwas ausspannen. Es wirkt als würde es Ihnen aktuell sehr gut tun.
    Alles Gute und viele Grüße
    eine parteilose, nicht rechte, buddhistische, polnische Gelbweste aus Dortmund.

    • Robert sagt

      Nice, gleich im zweiten Satz disqualifiziert für jeden Dialog. Das muss man auch erstmal schaffen. Bin aber eh nicht (mehr) interessiert.

      Allein ein Blick nach Aachen am 22. Januar (Twitterhashtag #geweac) sollte dir/euch die Augen öffnen, tut es aber nicht. Es war sicherlich auch nur Zufall, dass dort, bei der offen rechten Veranstaltung, eine kleine Reisegruppe aus Dortmund bzw Teilnehmer*innen (mindestens drei) der Gelben Westen aus Dortmund anwesend waren. Hat alles nichts mit nichts zu tun. Schon klar.

      Ich bin mir ganz sicher jetzt wird es heißen wir kennen die ganzen Rechten die da waren ja gar nicht. Und genau deshalb seid ihr gefährlich weil politisch hochgradig naiv.

      Wir sehen uns Samstag! *winkt*

  4. Chaoskatze sagt

    Ich hatte ja gehofft, dass das in sich zusammen fällt wie diese Europa-Freaks … aber derzeit scheint es ja eher zu wachsen :-(. Als ob Dortmund und insgesamt Kartoffelland nicht schon genug offene und „versteckte“ Fascho-Gruppen hätte ….

    • Robert sagt

      Wachsen ist hochgegriffen, es waren aber in der Spitze vier Personen mehr als letzten Samstag. Langfristig glaube allerdings ich nicht an eine Etablierung der Bewegung. Doch selbst wenn dem so ist, die Teilnehmer*innen sind dann nicht weg und schließen sich wohlmöglich noch rechteren Gruppen an. So meine Befürchtung. Einsicht ist ja nicht so ihres …

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