Oft darüber nachgedacht, heute ist es soweit. Ich möchte versuchen aufzuzeigen, warum ich es für wichtig halte grundsätzlich rechte Accounts bei Twitter zu blockieren. Folgt ihnen nicht, auch nicht wegen der Recherche. Letzteres höre ich leider häufiger mit Zusätzen wie „kenne deinen Feind“ und ähnlichem.
Bei meinem beständigen Aufruf doch Nazis, Faschos, Rechte, wie auch immer ihr sie nennen wollt zu blocken, geht es in erster Linie um Schutz. Schutz für mich selbst, aber auch für meine Follower*innen. Andere? Ja, spielen wir das mal durch.
Abgesehen von eigenen Tweets herzen und retweeten wir in der Regel auch Content von anderen. An der Stelle verlasse ich den Bereich Selbstbestimmung. Nehmen wir also, an ein Nazi trackt meinen Account und findet dort einen Retweet mit Inhalten die ihm zuwider sind. Er schreibt daraufhin einen beleidigenden oder hetzerischen Kommentar bei einer anderen Person, dann habe ich das mitzuverantworten.
Das funktioniert natürlich nur bei Accounts die einem bekannt sind. Auch ich kann nicht ausschließen, dass unter meinen Follower*innen „Scouts“ sind, das ist sogar sehr wahrscheinlich. Sobald aber ein Naziaccount benannt wurde, ich Kenntnis über ihn habe, liegt es in meiner Verantwortung zu handeln. Wissen bedeutet Verantwortung.
Blocken von Nazis ist Selbst- und Fremdschutz
Meine Kernaussage: Blocken von Nazis, wenn bekannt, ist Selbst- und Fremdschutz. Ich möchte nicht mitverantwortlich dafür sein, wenn wer anderes wegen einem Retweets von einer Faschobubble angegriffen wird. Weil das Argument kommen wird. Ich kann das durch Blockieren nicht hundertprozentig verhindern, aber es verlangt von der Gegenseite eine ungleich höhere Motivation, weil Barrieren überwunden werden müssen. Sei es auf einen anderen Account zu wechseln, oder Link unangemeldet in einem anderem Browser öffnen. Genau das kann den Unterschied machen und andere schützen.
Nur wegen der Recherche
Für Accounts die Rechten sogar folgen, gilt dasselbe wie oben beschrieben. Hier gehe ich aber noch einen Schritt weiter und nenne das harsch >> seine eigenen Follower*innen zum „Abschuss“ frei geben <<. Mit Vorsatz. Ich finde dieses Recherche-Argument mehr als Schwach. Besonders für Journalist*innen und was kann eine nachvollziehbare Begründung sein, Nazidreck in der eigenen Timeline zu lesen, ständig und immer? Mir fällt keine ein.
Ich erwarte keinen mit Bargeld (wegen Rückverfolgung) gekauften Laptop, der einzig zum Erstellen eines(!) Fake-Accounts dienen soll inklusive Aufbau einer Vita, die über Jahre zurückverfolgbar ist, um seine eigentliche Identität zu verschleiern. Es reicht schon ein einfacher Zweitaccount bzw Rechercheaccount. Macht das bitte nicht mit eurem Hauptaccount.
Auch Listen mit dem Hauptaccount anlegen ist keine geeignete Lösung. Das ist zwar besser als Folgen, aber mit Erstellung gebe ich den Gelisteten ja einen Hinweis: „Sie wurden von ABC zu der Liste XYZ hinzugefügt“. Mich würde das erst richtig neugierig machen. Schützt eure Follower*innen!
Update:
Ein Twitteruser machte mich auf das anlegen sogenannter privater Listen aufmerksam. Wenn das alles so funktioniert wie beschrieben, ist das ein Möglichkeit. Dort heißt es: „Listen können auf „privat“ gesetzt werden. Private Listen sind in deinem Profil nicht sichtbar. Accounts, die du zu einer privaten Liste hinzufügst, werden darüber nicht benachrichtigt. Sie sind vollkommen privat, nur du kennst sie.“. Ob Accounts, die ich erst liste und dann blocke weiter geführt werden, muss ich allerdings noch testen.
Lasst mir eure Meinung da, oder ergänzt wenn ihr möchtet und blockt Nazis!
Gleich zu Beginn: Ja, das „Internet“ und die dort sehr divers aufgestellten Plattformen sind nicht auf einen Blick zu fassen. Ebenso also auch nicht Profile und die Menschen dahinter. Allerdings sollte auch mit Bedacht und Vorsicht an Informationen herangegangen werden.
So ist die von mir gewählte Einleitung absolut keine Entschuldigungn sondern nur die Herleitung für die auch von dir im Artikel geschilderte Vorsicht. Es gilt Menschen zu schützen: Hasserfüllte Kommentare und teils sehr lange Zeit andauernde Hetztiraden und ganze Kampagnen vermag sich das privilegierte Mitglied einer Gesellschaft nicht vorzustellen. Aber genau da beginnen bereits die Probleme und sie enden dort nicht: Teils unbedachte Äußerungen reichen schon. Dazu dann noch ein absolut mangelhaftes Verständnis gesellschaftspolitischer Abläufe und Möglichkeiten in Kombination mit dem Unwillen sich tiefergehend mit eben dem auch zu befassen – eben besagte Privilegien. Und muss erst persönliche Betroffenheit etwas verändern? Vorsorglich bedachtes Handeln, umso wichtiger bei der Zunahme von Komplexität und das schließt eben auch Synonyme im weltweiten Netzverbund mit ein.
Nein, weder Listen noch irgendeine andere Vorgehensweise helfen und warum sollte ich derlei „beobachten“ und hasserfüllten Individuen auch noch folgen, wenn es doch auch anderweitig funktioniert? Beispielsweise kann hervorragend über eine freie Proxytechnologie gearbeitet und Einsicht genommen werden (Empfehlung hierzu: Nitter, https://github.com/zedeus/nitter/wiki/Instances) sofern das wirklich notwendig ist.
Ja, Frontend-Implementierungen wie Nitter bieten weit weniger Möglichkeiten aber zur Einsicht und Recherche reichen diese vollkommen aus – sofern ein Profil öffentlich zugänglich ist. Insofern kann ich die Argumentation „Nur wegen Recherche!“ dahingehend noch weniger verstehen. Es ist psychisch belastend im Dauertakt beschimpft und bedroht zu werden. Und wer sagt bitte, dass es bei der Drohung bleibt? Genau: Niemand. Genug Schicksale geben Zeugnis darüber ab und jedes einzelne Schicksal ist mehr als nur traurig. Schutz der eigenen Person wie auch Anderer, Schutz für humanitäres Denken basierend auf Solidarität und Empathie. Und das eigene Handeln kann auch darüber entscheiden wie es Anderen ergeht! Danke für den Artikel.