Am Wahlabend der Kommunalwahl (25. Mai) lag ich zwar noch nicht im Krankenhaus, war aber schon sehr krank und entsprechend früh im Bett. Ich erfuhr erst am Tag darauf von der Attacke der Neonazis um SS Siggi auf das Dortmunder Rathaus. Auf der einen Seite habe ich mich geärgert, nicht dort gewesen zu sein, auf der anderen Seite habe ich mit Erleichterung die vielen Menschen wahrgenommen, die sich den Nazis entschlossen entgegen gestellt und den Weg ins Rathaus blockiert haben. Danke dafür.
Wie ich aus persönlichen Erzählungen und Medienberichten entnehmen konnte, kam es dabei zu Schlägen, Pfefferspray Einsatz und Flaschenwürfen seitens der Nazis, die sich so gewaltsam Einlass ins Rathaus verschaffen wollten. Entsprechend groß war und ist das Medieninteresse aktuell an der Situation in Dortmund. Wer sich aber schon länger mit der Thematik in Dortmund beschäftigt weiß, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist. Stellvertretend erwähnen möchte ich an dieser Stelle die Morde an Thomas „Schmuddel“ Schulz und Mehmet Kubaşık.
Konstituierende Ratssitzung
Am 18. Juni stand die konstituierende Ratssitzung, mit der zu erwartenden medialen Begleitung und eben auch mit dem in den Rat gewählten Siegfried Borchert, an. Zahlreiche Protestaktionen waren im Vorfeld angekündigt. Die Sicherheitsvorkehrungen und das Aufgebot an Polizeikräften rund um das Rathaus waren enorm.
Um 13:30 Uhr begannen die angekündigten Protestaktionen auf dem Friedensplatz, an der sich unter anderem auch „BlockaDO„, in dem ich selber Mitglied bin, beteiligten. Es wurden Banner an den Absperrgittern vor dem Rathaus befestigt, an Ballons zum schweben gebracht, T-Shirt Aktionen durchgeführt und ein Flashmob organisiert. Alles blieb friedlich.
Hier noch ein Bericht von ZDF-Heute zum beschriebenen 18. Juni. Sehenswert wie ich finde.
Zum Ende dann doch noch etwas …
Direkt am Friedensplatz befindet sich ein italienisches Restaurant, in das der Vorsitzende der NPD in Unna und eine Frau platz genommen hatten. Wir klärten den Inhaber über seine Gäste auf, leider ohne Reaktion. Später gesellten sich dann noch zwei Nazis der Partei „Die Rechte“ hinzu, was von unserer Seite mit diversen Aktionen vor dem Schaufenster quittiert wurde.
Beim Verlassen der Pizzeria wurden die Faschisten von dem Inhaber mit Handschlag verabschiedet. Ich war fassungslos. Es ist eine Sache keinen Ärger haben zu wollen, aber vier der größten Arschlöcher auch noch mit einer ‚freundlichen‘ Geste zu verabschieden, war dann doch zu viel des Guten. Eine Frau, die fließend italienisch reden konnte, platzte der Kragen und sie stellte den Inhaber zur Rede. Tolle Aktion! Er reagierte lediglich mit „ich will hier keinen Ärger haben“ und machte seinen Laden zu, laut Hinweisschild seine Mittagspause.
Um die Ecke gibt es übrigens auch noch eine Kneipe mit Namen „Ratsschänke“, dort sieht man Nazis ebenso problemlos, solange sie nicht ihre Parolen brüllen. Den Hitlergruß in unsere Richtung hat der Besitzer wohl übersehen …