In Dortmund gibt es viele tolle Projekte, eines davon ist „Refugees Welcome Dortmund„. Ein Zusammenschluss von interessierten Menschen mit einem Ziel – Willkommenskultur zu leben. Das möchte ich euch heute vorstellen.
Die Situation
Aus dem Antrieb heraus helfen zu wollen, hat sich eine Gruppe von Menschen in Dortmund zusammengefunden, um den Geflüchteten zur Seite zu stehen. Die Flüchtlinge, die nach meist langer Odyssee den Weg zu uns finden, sind erschöpft, meist ängstlich und haben nichts, außer was sie mit sich tragen. Allein diese Vorstellung reicht aus, um zu erahnen, wie schlimm das sein muss. Sie haben alles aufgegeben und hinter sich gelassen. Ein Schritt in eine unbekannte Zukunft.
Das ganze Prozedere zu erklären führt mir hier zu weit. Nur soviel, die Kommunen sind verpflichtet, nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel ein Kontingent an Geflüchteten aufzunehmen. Hinweis an dieser Stelle, vor dreißig Jahren zu Zeiten des Konfliktes in Ex-Jugoslawien haben wir die doppelte Anzahl an geflüchteten Menschen bei uns aufgenommen. Das weitverbreitete Vorurteil „es kommen zu viele zu uns“ ist schlichtweg gelogen.
Das Konzept
Die Stadt Dortmund hat sich für die Beste aller Möglichkeiten entschieden und bringt die Geflüchteten in eigenen Wohnungen unter. Das ist deshalb richtig, weil die Menschen ein Leben in Würde führen. Sie haben es ohnehin schwer genug. Im Moment erleben wir eine sogenannte Spitze, das heißt, in sehr kurzer Zeit sind es relativ viele geflüchtete Menschen, die wir unterbringen müssen. Da greift das bisherige Prinzip Erstaufnahmeeinrichtung (EAE) –> Wohnung –> eigenständiges Leben nicht mehr und wir schaffen Ausweichmöglichkeiten in Form von provisorischen Unterkünften. Diese werden im Dortmund Raum verteilt.
Im Bereich der provisorischen Unterkünfte werden die Bürgerinformationsveranstaltungen durchgeführt. Diese dienen als Ort der Aufklärung und Fragen interessierter Anwohner*innen. Leider kommt es zunehmend zu Störungen in erster Linie von Angehörigen der Partei Die Rechte, die diese Veranstaltungen für ihre Propaganda missbrauchen. In Dortmund-Eving ging das dann soweit, dass es einen verletzten Polizeibeamten gab und viele der Nazis den Saal der Veranstaltung wegen Pöbeleien verlassen mussten. Daraufhin änderte die Stadt ihre Strategie und die Nazis müssen fortan draußen bleiben. Ich bleibe gespannt, ob das funktioniert und wie die Partei Die Rechte drauf reagiert.
Refugees Welcome Dortmund
Diese noch sehr neue Gruppe hat die ersten Aktivitäten gestartet, dazu gehören Veranstaltungen wie das Café Asyl im Nordpol und Sprachunterricht in denselben Räumlichkeiten. Dass alles wird in Eigenregie und ehrenamtlich durchgeführt. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie klasse ich das finde. Trotzdem ein zweischneidiges Schwert, weil ich der Meinung bin, dass dieses Angebot von der Stadt zumindest mitfinanziert werden sollte, aber wer weiß, wie sich das in Zukunft entwickeln wird. Dazu kommt, dass unsere Gesellschaft ohne ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen schon jetzt nicht mehr funktionieren würde.
Gestern durfte ich an einem Plenum der Gruppe teilnehmen und ich bin schwer begeistert. Erleben konnte ich 14 junge Menschen die einen großen Teil ihrer Freizeit für dieses Projekt aufbringen und wundervolle Dinge tun. Stellvertretend für den Pragmatismus Folgendes. Die Karte, also auf welchem Weg mensch von der Unterkunft „Brügmann-Sporthallen“ zum Nordpol findet wurde nicht wirklich verstanden. Die Lösung, kurzerhand hat wer der Teilnehmer*innen im Plenum angeboten, am Tag des Café Asyl (jeden zweiten Samstag im Monat) dorthin zu gehen und die Menschen abzuholen. Besser geht es nicht.
Wir dürfen in Zukunft noch mehr erwarten. So laufen schon Vorbereitungen für Sportveranstaltungen und weitere Outdoor-Aktivitäten, sobald das Wetter beständig besser wird. Im Moment findet alles indoor statt. Teilweise in den Räumlichkeiten der Unterkünfte oder eben im Nordpol. Seit Neustem bietet die Gruppe T-Shirts in unterschiedlichen Farbkombinationen und Größen, Taschen und Bags. Die Nachfrage ist so groß, dass die Gruppe im Moment kaum nachkommt. Die Sachen entstehen in Handarbeit.
Ich finde das ist ein sehr gutes Beispiel für gelebte Willkommenskultur und wünsche mir ähnliche Projekte in allen Städten und teilweise geschieht das auch. An den Zuständen, warum Menschen auf der Flucht sind, sind wir in der Regel nicht ganz unschuldig und wir haben die Plicht zu helfen. Ich und viele Andere jedenfalls öffnen die Arme und heißen die Menschen aus aller Welt willkommen – für uns ist das keine Belastung, sondern eine Bereicherung.
Kein Mensch ist illegal! Refugees Welcome! Bring your families!