Ich breche mein Schweigen

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Allgemein / In eigener Sache
Ein einzelnes braunes Blatt im Herbst an einem Strauch.

Heute las ich einen Tweet von „Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM)“ und plötzlich wurde es sehr still in mir. Es fühlte sich sehr unangenehm an und berührte mich tief. Es gibt in meinem Leben nur einen Menschen, dem ich ausführlicher davon erzählte. Weil ich dem Menschen sehr vertraue und nichts war unangenehm. Es blieb aber dabei. Direkt danach verschwand es wieder in der Versenkung. Erst jetzt wird mir klar, dass ich weder meinem Therapeuten noch meinem Neurologen davon erzählte. So tief verdrängt hatte ich es.

Heute schreibe ich erstmalig offen darüber. Im Tweet hieß es: „Hinter Depressionen oder dissoziativen Identitätsstörungen können Traumata sexualisierter Gewalt in der Kindheit stecken“ und das war der Schreckmoment. Der Augenblick, indem ich mich fragte, ob das auch auf mich zutreffen könnte. Meine Diagnose Depression liegt viele Jahre zurück, aber da ist noch etwas. Geneigte Leser*innen wissen von meiner 25 Jahre andauernden Drogenabhängigkeit. Auch das könnte in dem Zusammenhang gesehen werden. Das ist allerdings nur (m)eine Spekulation. Und ja, ich werde das bei den nächsten Terminen mit meinem Therapeuten und Neurologen zum Thema machen. Für die nachfolgenden Abschnitte setze ich eine dringende Trigger-Warnung. Bitte nicht weiterlesen, wenn die Beschreibung von sexualisierter Gewalt an Kindern was mit euch macht. Ernst gemeint.

Ich breche mein Schweigen

Kommen wir zu den zwei Vorfällen. Es fällt mir nicht leicht, darüber zu schreiben, aber ich bin fest davon überzeigt, dass der offenen Umgang der Weg für meine Heilung ist. Das hat in der Vergangenheit funktioniert und wird es auch in diesem Fall.

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Zwei Hausbesuche und zwei Verfügungen

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Allgemein / Dortmund / In eigener Sache
Ansicht eines der beiden Eingänge zum Amtsgericht. Unspektakulär.

Viele von euch hatte das am Wochenende den 11. und 12. Juni und die Hausbesuche auf Twitter verfolgt. Herr A. aus Berlin, der sich im Netz „Ansar“ nennt, stand an zwei Tagen infolge vor und in der Nähe meines Wohnhauses. Dieses Erscheinen von ihm wurde mehrfach angekündigt und was ich niemals gedacht hätte, in die Tat umgesetzt.

Am 11. Juni erschien er mit nacktem Oberkörper und einem Kubotan, griffbereit, erstmalig vor meinem Haus. Der WDR berichtete. Sein Erscheinen hatte einen Polizeieinsatz zur Folge. Ihm wurde die Waffe abgenommen und er erhielt einen Platzverweis. Noch während er sich entfernte, rief er mir laut hörbar „Jetzt jeden Tag einmal“ zu. Ich dokumentierte alles von einem Wohnungsfenster aus. Die Polizei muss das meiner Meinung nach auch gehört haben.

Ein Tag zuviel

Am Sonntag, den 12. Juni, erschien er wiederholt, aber nicht direkt vor dem Haus. Erst später erfuhr ich von dem Platzverweis für die Straße. Entsprechend positionierte er sich so, dass er sich nicht dem Platzverweis widersetzte. Ich rief wieder die Polizei. Spätestens mit dem Erscheinen am Vortag zuzüglich Waffe war sein „Ich will nur mit ihm reden“ Kartenhaus zusammengefallen.

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Urteile im Naziprozess Dortmund

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Allgemein / Antisemitismus / Dortmund
Angeklagte im Naziprozess Dortmund mit ihren Anwält*innen. Sie werden von einem Mensch mit Kamera gefilmt.

Nach etwas mehr als dreieinhalb Jahren und 15 Verhandlungstagen wurde am 30. Mai 2022 ein Urteil gegen zehn Nazis in Dortmund gesprochen. Sie hatten am 21. September 2018 auf einer Demonstration in Dortmund-Marten die antisemitische Parole „Wer Deutschland liebt, ist Antisemit“ gebrüllt.

Im Einzelnen wurden fünf Angeklagte zu teils empfindlichen Geldstrafen verurteilt und fünf freigesprochen. Drei davon wegen Restzweifel und zwei aus sogenannten rechtlichen Gründen. Dennoch ein wichtiges Urteil und auch ein Signal an die jüdische Community in Deutschland. In einer Pressemitteilung von der Antidiskriminierungsberatungsstelle ADIRA heißt es: „Betroffene von antisemitischen Straftaten sehen bisher leider oft davon ab, eine Anzeige zu stellen, weil sie befürchten, dass die Täter am Ende keine rechtlichen Konsequenzen erfahren. Dass dies nun hier anders ist, kann das Vertrauen in das Rechtssystem stärken“.

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