Hilfe für Moria

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Allgemein / Asyl / Dortmund
Hilfsgüter für Moria. Decken, Schlafsäcke und viele Lebensmittel.

Es sind die kleinen Geschichten, die einem manchmal das Herz erwärmen und einem den Glauben an das Gute zurückgibt – und wenn auch nur für einen Tag. Einer dieser Tage war heute. Eher beiläufig erfuhr ich von einer Initiative in Hörde, einem Vorort von Dortmund. Sie haben dort ein Ladenlokal und nennt sich „Hörder Zentrum für Vielfalt„, der von dem Verein „CHANCENGLEICH in Europa e. V.“ betrieben wird. Ein Großteil des Angebots besteht aus der Unterstützung für Geflüchtete und Migrant:innen. Darunter ein Konversationskurs für Frauen, ein Digitales Nachbarschaftscafe (offene Lernstunden mit Laptop), Malkurse und Unterstützung bei der beruflichen Orientierung, um nur einige zu nennen.

Heute war aber für viele der dortigen Menschen ein ganz besonderer Tag. Die Frauen aus dem Konversationskurs hatten sich Samstag ganz spontan entschieden, eine Hilfsaktion für Moria zu initiieren. Das wurde direkt umgesetzt und in ihrem Netzwerk geteilt. Innerhalb von vier Tagen wurde das Ladenlokal mit Hilfsgütern überschüttet. Einiges wurde auch durch Geldspenden finanziert. So unter anderem 360 Fleecedecken und eine große Anzahl an Schlafsäcken und Isomatten. Aber auch nicht verderbliche Lebensmittel wie Nudeln, Reis und Zucker waren gebracht worden.

Freundin und Freundinnen

Für mich das Besondere daran. Es sind bis auf die Kursleiterin und Dolmetscherin, alles Menschen, die selbst Fluchterfahrung haben. Die selbst zum Teil die Unterstützungsangebote dort in Anspruch nehmen. Ich war tief beeindruckt von der Intensität und der Hingabe, mit der sie alles gemacht, organisiert haben. Über Sprachbarrieren hinweg, alle zusammen, ein Team, fast so wie eine Gruppe von Freundinnen. Das ist gelebte Integration, keine Assimilation, einander mit Würde begegnen und einen liebevollen Umgang pflegen. Völlig unaufgeregt wurden die zum Teil schweren Sachen von den Frauen am frühen Nachmittag nach draußen gestellt. Der Lkw, der die Hilfsgüter abholen wollte, hatte Verspätung, befand sich aber auf dem Weg.

Gruppenbild der Gruppe, die die Hilfsgüter gesammelt hat.

Einen Menschen möchte ich an der Stelle aber doch hervorheben. Die Kursleiterin Fabiola Baumann. Ich nenne sie die gute Seele hinter allem und das, ohne führend zu sein. Beratend und fürsorglich steht sie allen zur Seite. Eine Freundin unter Freundinnen. Fabiola erzählte mir, dass auch sie den Zugang zur Geflüchtetenhilfe 2015 gefunden hat. Viele erinnern sich in Dortmund sicher noch an „Train of Hope“ und die vielen Hilfsgüter im Dietrich-Keuning-Haus und in der angrenzenden Skaterhalle.

Seit 2017, so erzählte sie, unterstützt sie die Menschen, die dort ihren Konversationskurs besuchen. Es ist kein Sprachkurs im eigentlichen Sinne, betont sie. Im Netz findet sich unter anderem ein Facebookeintrag, in dem sie und ihr Kurs vorgestellt wird. Auf meine Frage, was sie darüber denkt, wenn sie Politiker:innen sagen hört „2015 darf sich nicht wiederholen“ schaute sie mich kopfschüttelnd an und sagte „Die spinnen“ und weiter „Wir haben den Platz, wir haben das Geld und wir schaffen das wieder“. Eine beeindruckende Persönlichkeit.

Hilfsgüter-Transport

Um 13:30 Uhr traf dann der erwartete Lkw ein, der die Hilfsgüter zu einer Sammelstelle bringen soll. Von dort werden sie dann nach Griechenland und dann per Schiff nach Lesbos gebracht. Auf Nachfrage sagte einer der beiden Fahrer, die ehrenamtlich arbeiten und sich dafür freigenommen hatten, dass in Griechenland die Initiative „Stand by Me Levos“ für die Verteilung zuständig ist. Die beiden Männer waren ebenso wie die Frauen aus voller Überzeugung dabei.

Anmerkung: Mir machen solche Menschen Mut und geben mir Hoffnung. Es kam mir vor wie eine Tankstation für die Seele, für meine Seele. Es hat mir gutgetan.

Nach weniger als 45 Minuten war der Hänger beladen. Alles passte rein, mehr hätte es aber nicht sein dürfen. Die ersten Frauen verabschiedeten sich. Aufgrund der Verzögerung bei der Anfahrt des Lkw wegen Stau ist es später geworden. Aber da war keine Hektik zu spüren. Das, was die Menschen dort einte, war ihr Wille und das Gefühl, das Richtige zu tun. Das wird nicht die einzige Aktion bleiben. Es gibt noch viel zu tun.

Gruppenbild auf dem LKW nach getaner Arbeit. Allke sind zufrieden.

In den letzten Jahren hat die Gruppe um Fabiola Baumann immer wieder Hilfsaktionen tatkräftig unterstützt. Im Rahmen von „Liebe im Karton“ wurden mehrfach schon Hilfsgüter für z. B. Syrien gesammelt und weitergeleitet. Schaut euch die im Text verlinkten Seiten an und macht mit oder spendet, wenn ihr könnt und mögt.

Nachtrag: Da ich die Aktion die ganze Zeit auch auf Twitter dokumentiert habe, verlinke ich ihn für euch.

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