Die Causa Daniel L.

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Allgemein / In eigener Sache
Das Amtgerich in Bonn. Innenarchitektur.

Lange habe ich gezögert. Es war ein Schwanken zwischen Hetze mehr Reichweite geben, auch weil ich nicht alleine betroffen bin. Mir selbst einreden, ich kann es ignorieren, aber das will ich nicht mehr. Ich will diese Geschichte erzählen. In diesem Text werde ich immer Daniel L. schreiben. Auf Twitter hat und hatte er im Laufe der Zeit viele Namen, einer der bekanntesten dürfte „Thor Brauser“ gewesen sein. Es gibt auf Twitter einen Watchaccount, der seine Nicknames sammelt und veröffentlicht.

Es gibt dabei mehrere Erzählstränge und Ebenen. Zwei davon versuche ich euch näherzubringen. Da ist meine ganz persönliche Geschichte mit ihm und die bekannt öffentliche, die in mehreren Prozessen gipfelte, zuletzt am 30. August. Es gab wohl auch einen Termin am 18. Oktober, über den Ausgang sind mir allerdings keine Details bekannt.

Meine Geschichte beginnt mit oder nach einer Demonstration, die ich begleitete. Hogesa 2.0 in Köln. Das war im Oktober 2015. Im Nachgang zu der Demonstration bekam ich eine DM (direkte Nachricht auf Twitter), ich und Herr L. folgten uns damals auf Twitter. In dieser schrieb er mir, dass er wohl ganz in meiner Nähe auf einer Wiese Katz und Maus mit der Polizei gespielt hätte. Im Rahmen des Gegenprotestes als „Antifa“. Immer mal wieder gab es Austausch zum Thema Nazis. Vorwiegend den Bonner Raum betreffend. Soweit so gut.

Koralle hat mich auf Twitter geblockt

Irgendwann begann er per DM mit Spam zu einem Thema, mit dem ich nichts anfangen konnte. Seine bezog sich auf eine Produktionsfirma des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dort fielen Begriffe wie Kinderpornografie, Missbrauch und Prostitution. Das wird später noch einmal relevant. Irgendwann überforderte mich das, wurde mir zu viel. Ich weiß nicht mehr, ob wir das direkt thematisiert haben, aber in der Folge habe ich ihn bei Twitter geblockt. Blocken bedeutet, eine direkte Kommunikation wird damit unterbunden. Die geblockte Person kann einen nur über Umwege lesen. Das tat er. Denn ab dem Zeitpunkt begann das Stalking. Anders ist das nicht zu bewerten. Es war und ist Stalking und endete in brutalster Hetze, in der Verbreitung von Unwahrheiten und mit seinem Blog, gibt er auch anderen die Möglichkeit diese zu nutzen.

Blog? Ja, er betreibt mindestens noch einen Blog aktiv. Dort offenbart er seine Niedertracht und Menschenfeindlichkeit offen und für alle sichtbar. Durch die Nennung seiner „Ziele“ mit Klarnamen tauchen Suchergebnisse in entsprechender Weise bei Google auf. Sperrversuche blieben erfolglos. Das hat zum Teil schwerwiegende Folgen, die auch Gegenstand der beiden Verhandlungstage am 29. und 30. August gewesen sind.

Hetze, die seiner Feder entsprungen ist

Immer wieder lese ich Dinge über mich, die aus seinen Texten entnommen wurden. Die diffamierend und ehrverletzend sind. Genau das ist sein Ziel, nur deswegen schreibt er über Menschen. Er will sie sprichwörtlich „vernichten“. Zuletzt las ich Begriffe wie hat ein „Drogenproblem“ und „psychisch krank“, mit Screenshots aus dem Blog von Daniel L. bei Telegram. In einer Gruppe aus dem Umfeld von Querdenken Dortmund. Das passiert immer wieder, so auch in unterschiedlichen Gruppen der Gelben Westen um 2019 herum.

Diese Begriffe kommen nicht von ungefähr, ich schreibe seit Jahren offen und transparent über meine Suchterfahrung, meine Depression und COPD. Dass solches Wissen gegen einen verwendet wird, ist nichts Neues. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man das öffentlich macht. . Es gibt aber nur wenige Fälle, in denen es so exzessiv erfolgt wie bei Daniel L., oder zuletzt auch in einem anderen Fall. Robert K. aus Castrop-Rauxel. Der nutzte seine Kenntnis zu meiner Lungenerkrankung, um seine Todesfantasien auszuleben.

Im Falle von Daniel L. bin ich irgendwann zum Schluss gekommen, dass seine Handlungen mir gegenüber aus der Ablehnung seiner Person resultieren. Aus seiner Anbiederung 2015 wurde offener, blanker Hass. So ähnlich beschreiben das auch andere Personen, die Ziel von seinen Hasskampagnen wurden und zum Teil wesentlich stärker als ich es bin, betroffen sind.

Der Prozess

Kurzer Überblick zum Prozess am 30. August, den ich die zwei Tage begleitet habe. Im Amtsgericht in Bonn angekommen, saß er bereits wartend dort. Irgendwann sagte er meinen Namen und machte im Gericht Fotos von mir. Ich sah ihn zum ersten Mal im realen Leben. Der Sicherheitsdienst wurde gerufen, passiert ist aber nichts. Einer seiner ersten Handlungen im Gericht was der Versuch mich vom Prozess auszuschließen. Er nannte im Saal wiederholt meinen vollen Namen und forderte, dass ich den Saal verlassen müsse. Erfolglos, aber bezeichnend.

Was ich in den zwei Tagen alles gehört habe, ließ mich fassungslos zurück. Ich werde hier noch nicht im Einzelnen auf die Nebenkläger*innen eingehen, das erfolgt an anderer Stelle. Die Vorwürfe seitens der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage lassen sich aus der Erinnerung kaum auflisten. Falsche Verdächtigung, Rufmord, Ehrverletzung, Nachstellung und vieles andere mehr. Aus den Erzählungen scheint es so, als sei derlei der einzige Lebensinhalt des Angeklagten. An dieser Stelle möchte ich wiederholt meine vollste Solidarität gegenüber alles Betroffenen zum Ausdruck bringen, wie ich es bereits vor Ort getan haben.

Noch während des laufenden Prozesses kam es weiteren Vorfällen, die Herrn L. zugeordnet werden. Bei den Texten, die am 30. August auf seinem Blog veröffentlicht wurden, gibt es keine Zweifel. Auch nicht bei dem Umbau seines zu der Zeit aktiven Twitteraccounts. Er baute seine Twitterpräsenz um und erweckte den Anschein, es sei der Account des Richters. Er nutzte nicht nur ein Foto von ihm, sondern auch seinen Namen. Screenshots liegen vor. Damit nicht genug, am Morgen des zweiten Prozesstags informierte das Gericht im Saal darüber, dass unter Verwendung des Namens eine Mail an alle Verfahrensbeteiligten gesendet wurde.  In der es hieß, der Richter hätte einen Unfall gehabt und könnte aus dem Grund den Prozess nicht leiten. Mir fehlen angesichts dieser Dreistigkeit die Worte.

Zurückweisung und Verschwörungserzählung

Während des laufenden Prozesses stellte Daniel L. weit über 20 Beweisanträge, teilweise handgeschrieben. Er hatte zwar einen Pflichtverteidiger, allerdings kam der nicht wirklich zu Wort. Herr L. war Angeklagter und Anwalt in einer Person. Meiner Meinung nach mehr zu seinem Schaden als ihm lieb sein sollte. Eine mögliche Lesart, er hat überhaupt keine Einsicht und sieht sich völlig im Recht und alles ist eine riesige Verschwörung gegen seine Person.

Und hier könnte eine der möglichen Ursachen liegen. Vieles lässt sich zurückführen aus 2014 und eine Dokumentation zum Thema Verkehrssicherheit der oben bereits erwähnten Produktionsfirma des ZDF. Bei den Dreharbeiten wurde auch er von der Polizei rausgewunken und der Dreh lief weiter. Er wehrte sich erfolgreich dagegen und das Material mit seiner Person wurde nie verwendet. Damit hätte es eigentlich gut sein können. Das reichte Daniel L. aber nicht. Ab dem Zeitpunkt wurde die Produktionsfirma Ziel seines Hasses.

Dieselbe Firma drehte eine Doku zum Thema „Cybergrooming“, also Kinder, Jugendliche und die Gefahren von Chaträumen im Internet. Nach Erscheinen kam es zu Anfeindungen und Vorwürfen gegen die Produktionsfirma, die ebenfalls Gegenstand der Verhandlung waren. Hier ging es um Begriffe wie sexueller Missbrauch, Kinderpornografie und Prostitution. Die Schilderungen der Nebenkläger*innen waren eindrücklich, zum Teil sehr emotional und immer authentisch. Es kam nie Zweifel auf, dass es Herrn L. einzig um Hass und Hetze ging.

Das Urteil

Auf den ersten Block könnte mensch das Urteil als Überraschung auffassen, wer aber, wie ich, alles verfolgt hat weiß, es kann keine andere Lesart geben. Daniel L. wurde zu einem Jahr und zehn Monaten Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Herr L. kündigte direkt eine Berufung an.

Am 14. September, also zwei Wochen nach der Verhandlung im Bonner Amtsgericht, bekam ich eine Mail. In dieser wurde als Absender ein Stefan S., Divisionspolizeikommisar, Leiter der Jugendschutzbrigade angegeben. Ich solle mich bezüglich Vorwürfen zu unter anderem Kinderpornografie, Pädophilie, Cyberpornografie äußern. Im Mailtext taucht das Amtsgericht Bonn auf und weitere Merkwürdigkeiten. Das habe ich zur Anzeige gebracht.

Was diese Mail von einer klassischen Spam-Mail unterscheidet? Es gab keine Geldforderung und der Bezug zu dem von mir im Text beschriebenen Prozess.

2 Kommentare

  1. Hi. Vollste Solidarität. Es gibt richtige Monster da draußen.. Leider geht unser System teilweise zu lasch mit ihnen um. Dieser Mensch muss eingesperrt und betreut werden.

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