Besuch der Burg Vogelsang

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Allgemein / Ausstellung
Der Eingangsbereich zur Ausstellung Burg Vogelsang

Einer Einladung von Torsten Sommer folgend, war am gestrigen Donnerstag ein Besuch der Burg Vogelsang (NS-Ordensburg) in der Eifel eingeplant. Gemeinsam mit dem Hauptausschuss des Landtags in NRW sollte es eine kleine Gruppenreise werden. Ein Kleinbus mit 15 Sitzplätzen, von denen dann insgesamt zehn besetzt waren, brachte uns dorthin.

Als um sieben Uhr der Wecker klingelte hatte ich überhaupt keine Lust, die Nacht zuvor war schrecklich. Um 23 Uhr ins Bett, um ein Uhr mit starken Magenkrämpfen aufgewacht und den Rest der Nacht rumgewälzt. Aber eine Zusage ist eine Zusage, also machte ich mich um acht Uhr morgens auf den Weg. Mir graute davor. Erst zwei Stunden mit der Bahn nach Düsseldorf zum Landtag, um dann weitere zwei Stunden mit dem Bus in die Eifel zu fahren. Ich bin froh, dass ich mich dennoch dazu aufgerafft habe.

Burg Vogelsang

Wir kamen so gegen 13:30 Uhr an der Burg Vogelsang an und schon das Einfahrtstor gab uns ein Gefühl davon wo wir waren. Die Architektur der Anlage wirkte auf Anhieb. Nach dem Verlassen des Busses wurden wir von freundlichen Menschen in Empfang genommen und begrüßt, schließlich sollte es ein ‚betreuter‘ Tag werden. Eine Mischung aus Reden, Präsentationen, einer Begehung des Burggeländes und abschließend der Besuch der ständigen Ausstellung „Bestimmung Herrenmensch“.

Es warteten bereits Schüler*innen aus drei Schulen auf uns, die einerseits wie wir die Burg besichtigen wollten, aber auch den Politiker*innen des Landtags begegnen sollten. Ziel war ein Austausch der Gruppen untereinander. Eines Vorweg, ich finde das hat gut funktioniert.

Im sogenannten Panoramaraum gab es eine kurze Einführung und die ersten Informationen zur Burg Vogelsang. Der nächste Programmpunkt war die Begehung. Ich fühlte mich sofort von der Gradlinigkeit der Anlage in Gänze erschlagen. Mir fiel als erstes ein hoher Turm auf und im Zentrum der Burg die vielen länglichen Gebäude. Die sogenannten Kameradschaftshäuser.

Der Fackelträger

Der Fackelträger mit Einschusslöchern

Unsere erste Anlaufstelle war der „Fackelträger“. Hier wurde auch das Konzept der Begegnung deutlich. Die Schüler*innen, denen zuvor Fragen per Mail zugesandt wurden, erklärten was es mit dieser Stätte auf sich hatte. Sie zeigten Bilder und erklärten und anschließend gab es eine offene Fragerunde und alle konnten Fragen stellen und es mündete in kleineren Diskussionen, in denen auch etwas Platz war die Verbindung ins Jetzt herzustellen. Menschenbild der Nazis etc.

Vor diesem Fackelträger ‚feierten‘ die Nazis alljährlich die Wintersonnenwende und huldigten ihrem Führer. Ich erspare mir weitere Erläuterungen. Es sind überall Einschusslöcher zu sehen und man hat der Figur die Genitalien abgeschlagen. Eine kleine, aber feine Note so am Rande.

Die Thingstätte und das Kameradschaftshaus

Als nächstes gingen wir zur „Thingstätte“. Einem Platz gestaltet wie ein Amphitheater. Hier wurden die späteren Führungsanwärter, die „Ordensjunker“ in Entscheidungsfindung trainiert. Frauen durften hier nicht sprechen … Das war nur den Männern erlaubt.

Ein Originalbild der Burg Vogelsang zur Nazizeit

Der nächste Anlaufpunkt war der Innenraum einer der Kameradschaftshäuser. Diese waren leer, es gab keine Räume im Ursprungszustand, also mit Betten und allem. Ich habe mir später sagen lassen, dass es Teil des Konzeptes ist. Einen Raum im Originalzustand hätte ich mit trotzdem gewünscht. Es hätte den Eindruck verstärkt, wie sie dort gelebt und geschlafen haben. Aber wer schon mal eine Kaserne von innen gesehen hat, kann sich das in etwa vorstellen.

Kaffeepause

Von dort ging es zurück in den Panoramaraum für eine weitere Gesprächsrunde und eine Kaffeepause. Die war auch nötig, diese ganzen Eindrücke wollten verarbeitet werden. Man gesellte sich zusammen und tauschte sich über das Gesehene aus. Nach dem Kaffee gab es eine Feedbackrunde, die auch zum Austausch zwischen Schüler*innen, Lehrer*innen und Politiker*innen genutzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt verließen uns zwei der Schulklassen und es ging nachfolgend weiter zur eigentlichen Ausstellung.

Bestimmung Herrenmensch

Im Gegensatz zu anderen Gedenkstätten begegnen wir hier nicht den Opfern der Nazis, sondern den Tätern. Ein Umstand. der im Laufe der Ausstellung immer deutlicher wurde. Ich empfehle an dieser Stelle ausdrücklich den Besuch. Sowohl der Anlage (zuerst) und dann den Besuch der Ausstellung. So werden die zuvor gesehenen Orte der Begehung durch die Bilder in der Ausstellung in Beziehung gesetzt, was den Eindruck nachhaltig verstärkt.

An dieser Stelle ein riesiges Dankeschön an Frau Nepomuck und Herrn Wunsch für die tolle Begleitung und die erklärenden Worte zur Ausstellung und überhaupt. Die Arbeit die dort und an den vielen anderen Gedenkstätten geleistet wird ist immens wichtig. Umso wichtiger, da Zeitzeug*innen bald nicht mehr zur Verfügung stehen werden.

Der Turm und das Hakenkreuz

Der Turm Burg Vogelsang

Ganz zum Schluss besuchten wir die „Ehrenhalle“. Das besondere hier, im Boden wurde ein großes Hakenkreuz eingelassen, welches aktuell mit stabilen Holzplatten abgedeckt ist. Es wird noch abschließend geklärt wie damit verfahren werden soll. Herr Wunsch unterschied zwischen touristischer Begehung der Anlage und später auch des Turms. Dann wäre das Kreuz für alle Besucher*innen sichtbar. Das ist auf der einen Seite verboten, weil ein verfassungsfeindliches Symbol zu sehen ist. Sicherlich würden die Ewiggestrigen das aber auch als Motiv für Fotos missbrauchen. Ein Effekt, den es zu vermeiden gilt.

Bei einer kommentierten Führung ist das etwas anderes. Also müsste die Ehrenhalle vom normalen, öffentlich begehbaren Teil ausgesperrt sein. Man überlegt wie das umzusetzen ist und will sich auch mit anderen Gedenkstätten austauschen, um das abschließend zu klären. Genannt sei hier die Wewelsburg. Dort ist in einem Raum eine „Schwarze Sonne“ im Boden eingelassen. Diese ist zurzeit durch eine Sitzgruppe zugestellt.

So gegen 19 Uhr machten wir uns auf den Rückweg nach Düsseldorf und danach weiter nach Dortmund. Ein langer aber erkenntisreicher Tag neigte sich dem Ende.

Hinweis Barrierefreiheit

Die Ausstellung ist barrierefrei umgesetzt, bei dem Gelände bin ich da zurückhaltend. Mit Rolli ist das wegen der vielen Treppen wohl ungünstig. Im Zweifel direkt dort anfragen. An vielen Stellen können Menschen mit Sehbehinderung Dinge ertasten und geschriebenes hören. Die Wegstrecke durch die Ausstellung ist mit Stock ertastbar.

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