Todesanzeigen und Hakenkreuzschmierereien

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Headerbild - Hakenkreuze an der Hausfassade

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D as Veröffentlichen der sogenannten Todesanzeigen und die Hakenkreuzschmierereien sind jetzt vier Tage her und ich möchte etwas dazu schreiben.

Die Übergriffe aus der rechten Szene laufen seit Juni 2014 mit steigender Intensität, nennen wir es Eskalationsspirale. Um eines vorwegzunehmen, abschrecken lasse ich mich davon nicht.

Der Einstieg

Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt bekam ich den ersten Tweet eines Eintagsfliegen-Accounts mit einem Todeswunsch (!?) und eindeutigem Zahlencode:

Tweet mit Todeswunsch - Juni 2014

Danach bekam ich fortlaufend viele nicht bestellter Newsletter per E-Mail und Totholz-Post in Form von Katalogen und Werbebroschüren, alles, was der Markt so hergibt. In Bezug auf Pakete kann ich mich nur an eines erinnern. Dazu Anrufe von Unternehmen, die der Meinung waren, ich hätte um einen Rückruf gebeten. Meine Daten wie vollständiger Name, Adresse und E-Mail sind öffentlich und werden es auch bleiben. Ich möchte nicht in einer Welt Leben, in der ich mich verstecken muss – in gewisser Weise romantisch – dessen bin ich mir bewusst.

Die Zusendungen erfolgten und erfolgen in Wellen, also mal mehr oder weniger. Ziemlich langweilige Beschäftigung so etwas zu initiieren, wenigstens macht der damit Beauftragte dann keinen anderen Blödsinn …

Die Weihnachtsliste

Es hat sich in Dortmund eine zweifelhafte Tradition seitens der Dortmunder Nazis etabliert, die sich Weihnachtsbesuche nennt. Dieses Jahr wurde die Aktion zynischerweise „3 aus 10“ genannt und mit einer angeblichen Auslosung, wurden aus einer Liste mit zehn Namen drei herausgezogen, vor dessen Privatwohnungen die Nazis Kundgebungen abhalten wollten. Ich war einer der zehn Menschen auf der Liste. Letztendlich wurden diese Kundgebungen in der von den Nazis gewünschten Form verboten.

Den Verlauf der sogenannten Weihnachtsbesuche am 22. Dezember könnt ihr z.B. bei den Ruhrbaronen nachlesen. Auf einem Video von dem Tag ist die widerliche Hetze gegen u.a. Anne Frank und Thomas „Schmuddel“ Schulz festgehalten worden.

Die Todesanzeige

Am 29. Dezember dann wurde ein weiterer Eintagsfliegen-Account erstellt und ein Tweet mit folgendem Inhalt abgesetzt:

Todesanzeigen Tweet - Dennis

Adressaten sind in diesem Falle neben mir fünf weitere Personen. Die Todesanzeige bezieht sich auf einen „Antifa-Journalisten“ aus Dortmund mit einem mir unbekannten Namen. Diese wurde mit einem Klar- und existierenden Namen unter gleichem Account (kein Bild) wiederholt. Der Unterschied für mich ist, dass es wesentlich mehr Aufwand ist, eine Bilddatei bzw. zwei davon zu erstellen, als ’nur‘ einen reinen Text über einen Eintagsfliegen-Account und wieder zu löschen. Doch damit nicht genug.

Hakenkreuzschmierereien

Am Tag, der von uns initiierten Veröffentlichung der oben genannten Todesanzeigen in der Lokalzeit Dortmund des WDR, wurde ich von einer Postbotin gegen Mittag (!) auf die Hakenkreuzschmierereien aufmerksam gemacht. Nicht, wie mensch annehmen sollte von Nachbar*innen oder anderen Mitbewohner*innen des Hauses. Dass lasse ich jetzt mal so stehen.

Ich war kurz schockiert und habe dann alles Notwendige in die Wege geleitet. Polizei, Fotos machen, Freunde informieren, irgendwann kam auch der Staatsschutz. Dieser hatte zu meiner Verwunderung eine Spraydose mit schwarzer Farbe zum Übersprühen dabei. Wurde in Limburg nicht ein Lehrer wegen dem übersprühen von Hakenkreuzen verurteilt? Verrückte Welt.

Die Bilder der Schmierereien habe ich auch getwittert:

Noch am selben Tag habe ich in der Nachbarschaft einen Flyer mit einem kurzen Text, der in Kürze über das Was und warum aufklärt, verteilt. Alle hier erwähnten Vorkommnisse wurden mit unbestimmtem Ausgang zur Anzeige gebracht. Sollte es Neuigkeiten geben, lasse ich es euch wissen.

Gemeint sind wir alle!

P.S.: Ich möchte mich hier bei allen bedanken, die uns und mich unterstützen. Ohne euch wäre das alles kaum zu ertragen. Danke das ihr da seid. <3

Update:

Am 2. Februar haben Nazis aus Dortmund mithilfe eines weiteren Eintagsfliegen-Accounts bei Twitter neue Todesanzeigen veröffentlicht. Der Kreis der direkt davon betroffenen Menschen wurde dadurch vergrößert – die Ruhrbarone berichteten bereits und zeigen mehrere Bilder. Ein Großteil der Betroffenen hat zum jetzigen Zeitpunkt Anzeige erstattet.

Todesanzeige Nummer Zwei

Zu erwarten ist ein noch größeres Medienecho. Das Wichtigste aber: Solidarität mit allen von Nazis bedrohten Menschen – in Dortmund und anderswo!

#nonazisdo #nonazis #blockado #alerta #antifa

Mediensammlung

Im Laufe der Zeit haben sich viele Links zu Medien (Online, Print und TV) angesammelt, sodass ich sie gebündelt in einer Mediensammlung anbiete.

12 Kommentare

  1. Ich habe gerade den Beitrag „Nein zu Neonazis “ gesehen. Ich bin tief beeindruckt und möchte ihnen einfach nur Danke sagen.
    Liebe Grüße aus München
    Anne (in Dortmund geboren) ☺

    • Robert sagt

      Hallo Anne, vielen Dank, dass nehme ich sehr gerne und stellvertretend für die vielen tollen Menschen, die sich gegen Nazis und für Geflüchtete engagieren, an.

  2. Bernhard Schraut sagt

    ….hallo robert…ich duze mal…Jahrgang „59..sehe eben dich beim SR (Planet wissen)…höchster respekt vor dem wie du dein Leben lebst…ehrlich…ich könnte es nicht….alleine wegen der angst…ich komme aus nürnberg (wie bezeichnend) und wünsche dir viel gesundheit und Kraft um da weiterzumachen…
    Bernhard aus nürnberg

    • Robert sagt

      Danke und jede*r Mensch kann das level auf dem er agieren möchte selbst bestimmen. ich finde es aber wichtig auf sich selbst zu achten, Stichwort Selfcare, also sich nicht überfordern und unter Druck setzen. Ich arbeite noch daran. :)

  3. Claudia Wohlschlegegel sagt

    Weiter so
    diese Menschen brauchen wir gerade in der heutigen Zeit
    Ich bewundere sie für das was sie sagen und tun.
    Ich habe den Fernsehe Bericht gesehen sie sprechen mir aus der Seele

  4. Sibylle Gündisch sagt

    Hallo,
    bin über „ZAPP“ auf die Geschehnisse – diese Sauereien – aufmerksam geworden.
    Auch wenn ich politisch nicht so aktiv bin (von Demos mal abgesehen…) und als „Multi-Jobberin“ hauptsächlich damit beschäftigt bin von Job zu Job zu hetzen um irgendwie über die Runden zu kommen, wollte ich Dir (ich darf doch die Du-Form benutzen?) einfach meine Solidarität aussprechen. Viel hilft es vielleicht nicht, aber Du stehst nicht allein gegen ne schweigende Mehrheit.
    Auch ich, die ich -außer auf Demos- nicht so laut und nicht so aktiv bin, schweige nicht aus Feigheit, Bequemlichkeit oder Ignoranz, sondern einfach aus den äußeren Umständen heraus. Meistens komme ich abends nach Hause und die Fußsohlen tun bei jedem Schritt so weh, dass ich weder links noch rechts etwas wahrnehme, sondern nur nach Hause will. So die zerbrochene Fensterscheibe letztens im Hausflur die ich nicht wahrnahm… Erst als mich jemand drauf ansprach… Vielleicht ging es Deinen Nachbarn mit der Hakenkreuz-Schmiererei genau so. Es ist nicht immer Ignoranz… Es kann so viele Gründe haben / geben…
    Vielleicht würde mich in Deiner Situation verständlicherweise allein gelassen fühlen – von meinem Umfeld.
    Und darum schreibe ich jetzt. Vielleicht bin ich eine von denen, die von vielen zur schweigenden Mehrheit gezählt wird, aber ich wollte Dir einfach sagen: Gib nicht auf, mach weiter, ich erkläre mich hiermit solidarisch mit Dir und allen von Nazis und sonstigem Irrsinn bedrohten Menschen, Journalisten, Blogger, Aktivisten… !
    Schönen Gruß aus Köln von Sibylle

    • Robert sagt

      Vielen dank für deinen Kommentar, ich habe auch viele liebe E-Mails bekommen und das tut sehr gut. <3

      Ich habe mir erlaubt deine E-Mail Adresse zu entfernen. #ausgründen

    • Robert sagt

      Ja, die Story ist mir bekannt und zeigt die Perversität des Systems. Das mit dem ‚auf dem rechten Auge blind‘ ist leider kein Mythos. Beeindrucken lasse ich mich davon nicht. Das Bild des beschmierten Hauses wird hier auch weiterhin zu sehen sein. Danke für den Link.

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