Spirale der Eskalation

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Antifa / Dortmund
Dortmund - Kunst

Einige hatten das schon erwartet und ich wollte es nicht wahrhaben. Die nächste Stufe der Eskalation ist da. Leider.

Gestern ist der freie Journalist und Fotograf Marcus Arndt nach einer Kundgebung in Derne gegen die Hetze der Dortmunder Nazis dort angegriffen worden. Der Vorfall ereignete sich in der Innenstadt, lange, nachdem die Veranstaltung beendet und er alleine in der Stadt unterwegs war.

Ich selbst bin nach der Ankunft im Hbf Dortmund mit dem Taxi nach Hause gefahren. Schon seit Längerem habe ich mir abgewöhnt, nachts alleine in der City rumzulaufen bzw. in U-Bahn Stationen zu warten. Das alleine könnte man schon als Indiz dafür werten, dass in dieser Stadt etwas nicht stimmt. Im Taxi sitzend dachte ich noch, hoffentlich kommen alle gut nach Hause. Dem war nicht so.

In das Bild passt auch ein Vorfall, den ein Kumpel von mir am vergangenen Sonntag erleben musste. Ich habe mich in die Innenstadt begeben um Mobi-Material für die Aktionen von BlockaDO unter die Leute zu bringen. Dabei traf ich einen Menschen, den ich aus antifaschistischen Strukturen kannte, und habe ihn gefragt, ob auch er Material verteilen wolle. Er bejahte und hat Flyer und Aufkleber an sich genommen und ist weggegangen.

Außer Sichtweite ist er nach seiner Aussage von einem Nazi angesprochen worden. Der genaue Wortlaut: „Du hast gerade etwas von Robert bekommen, rück das sofort raus!“ Er hat das nicht gemacht und es gab eine ‚kleine Schubserei‘, dann hat der Nazi sich entfernt. Geholfen hat ihm hier möglicherweise die Tatsache, dass er nicht alleine gewesen ist.

Die Bedrohungskulisse die seitens der Nazis in Dortmund aufgebaut wird, ist stetig wachsend und die jetzt neu gegründete Soko Rechts der Polizei wird, so fürchte ich, nicht helfen. Der Fisch stinkt vom Kopf.

Hat mal wer danach gefragt, wieso Menschen sich jetzt bewaffnen um die eigene Sicherheit zu gewährleisten? Welche Ängste da mitschwingen so etwas tun zu müssen? Dieses ‚Gerät‘ in die Tasche zu packen in dem Bewusstsein, dass keiner sonst, auch die Cops nicht, helfen können. Diese Vorstellung ist mehr als gruselig und in Dortmund seit gestern traurige Realität.

Die Polizei hat zu dem Überfall eine PM rausgegeben und diese auch bei FaceBook veröffentlicht. Dort tummeln sich in erster Linie Trolle mit den zu erwartenden Kommentaren. Es geht in erster Linie um das Mitführen der Schreckschusspistole und nicht darum, wie es dem Angegriffenen geht. Danke für nichts.

Zynisch betrachtet würde ich sagen, mal abwarten was noch alles passiert, bis in Dortmund ein entschlossenes Eingreifen seitens der Polizei erfolgt. Auch der Rechtsextremismus-Forscher Alexander Häusler sieht diese Eskalationsspirale und warnt in einem Interview mit dem WDR eindringlich vor weiterer Verharmlosung. „Das ist kein Späßchen mehr, das hat auch nichts mehr mit politischem Handeln zu tun, das sind einfach kriminelle Taten, die verfolgt und bestraft werden müssen.“ so Häusler.

Abschließend möchte ich meine Solidarität mit Marcus zum Ausdruck bringen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute, und die Kraft das zu verarbeiten und weiterzumachen.

Gemeint sind wir alle!

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