Ein Tropfen zu viel MLPD

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Demonstrationen / Dortmund / Gastbeitrag
Der Gedenkstein von Mehmet Kubasik in Dortmund mit Blumen zum Gedenken

Gastbeitrag von @jay__ooh

Am Montag haben ca. 500 Menschen in Dortmund Mehmet Kubaşik, der vor zehn Jahren vom NSU ermordet wurde, gedacht. Es war eine angemessene Gedenkveranstaltung, in deren Mittelpunkt das Gedenken an die Opfer und die Solidarität mit den Angehörigen stand.

Es versteht sich eigentlich von selbst, einen solchen Anlass nicht für Werbung in irgendeiner Art zu missbrauchen. Unter den Teilnehmern*innen waren auch Vertreter*innen der im Rat vertretenden Parteien, mit Ausnahme der rechtsextremen Parteien NPD, AfD und Die Rechte. All diese waren dort ohne ihre Parteizugehörigkeit öffentlich zu machen, oder gar Werbung für ihre Partei zu machen.

Es gab aber eine Partei, die es für richtig erachtete, diese Veranstaltung und die Medienpräsenz dort für sich zu nutzen – die MLPD. Sie war mit Wahlplakaten vor Ort, und als sich der Demonstrationszug in stillem Gedenken in Bewegung setzte, hielten sie es für nötig Sprechchöre anzustimmen, in die außer ihnen kein*e Teilnehmer*in einstimmte, was sie aber nicht davon abhielt, es immer wieder zu versuchen.

Auch am Ort der Abschlusskundgebung ließen sie es sich nicht nehmen Flyer zu verteilen und Zeitungen zum Kauf anzubieten. Wiederholt der Versuch die Veranstaltung, auch mit Sprechchören, für sich zu vereinnahmen.

Im Anschluss an das Gedenken fand eine öffentliche Podiumsdiskussion mit Fragerunde statt. Wie nach dem Ablauf des Tages nicht anders zu erwarten nutzte die MLPD auch diesen Raum für sich. Zu Beginn der Diskussionsrunde hielt ein Mensch der MLPD eine vorbereitete Rede, die weder mit den Organisatoren, noch dem Moderator abgesprochen war.

Eine wirkliche Fragerunde kam bis auf zwei oder drei Ausnahmen nicht zustande. Immer wieder versuchten MLPD-Mitglieder die Situation für sich zu nutzen um sich, ihre Partei und ihren „Kampf gegen die Faschisten“ zu thematisieren und zu loben.

Mit Aussagen wie „die Presse“ sei schuld am Erstarken der Rechten, es gelte die „faschistische Merkelregierung“ zu bekämpfen oder auch, dass Faschisten einfach verboten gehören und natürlich das „der Kapitalismus“ der eigentliche Feind sei. Das alles reichte ihnen wohl noch nicht, als der Moderator ein Schlusswort sprechen wollte bestand eine Anwesende noch auf ihre Wortmeldung, in der sie für eine Musikveranstaltung ihrer Partei Werbung machte. Natürlich wurden auch hier ohne Absprache Flyer verteilt. Ein solches Verhalten ist schlicht unverschämt, respektlos und nicht hinnehmbar.

Es zeigt mir mal wieder, dass die MLPD nur dann in Erscheinung tritt, wenn sie daraus für sich einen Vorteil ziehen kann. Sie nutzt antifaschistische und antirassistische Aktionen aus um Werbung für sich zu machen und schadet so den redlich agierenden Antifaschist*innen, Antirassist*innen und ihren Aktionen.

Ich sehe bei ihr keinen echten Willen gegen rechts zu agieren, sondern nur dieses als Mittel zu nutzen, sich selbst darzustellen. Auch ein Blick nach Duisburg zeigt dies eindeutig. Hier macht die MLPD jeden Montag eine Werbeveranstaltung, die Sie als Anti-Pegida-Kundgebung tarnt. Sie steht dort teilweise mit Deutschlandfahnen und ihre Redebeiträge sind eine Totalkritik, mit einer Mischung aus Kapitalismuskritik, nationalen Lösungen, einer Prise Antisemitismus und Verschwörungstheorien, die auf komplexe Probleme einfache Lösungen bieten. Kurz gesagt, die klassische Querfront. Andere antifaschistische Aktionen vor Ort werden diskreditiert und bekämpft.

Mit einer Partei und Menschen, die so agieren und teilweise antisemitisch sind, kann und will ich nicht agieren. Sie sind kein Stück besser als AfD und Pegida und ebenso menschenverachtend. Sie haben für mich auf keiner antirassistischen oder antifaschistischen Kundgebung mehr etwas zu suchen. Für mich war ihr Handeln der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat …

Text: @jay_ooh – Bild: Robert Rutkowski

20 Kommentare

  1. Claudia sagt

    Die MLPD hat sich eingeklinkt in die Sache mit dem am 08.08.2022 in Dortmund von der Polizei erschossenen Flüchtling Mouhamed.
    Das geht genauso in die Hose wie der Trauermarsch um Mehmet Kubasik.
    Die MLPD muss aus dieser Sache hinauskomplimentiert werden.
    Ein Lichtblick: Am Sonntag, 04.09.2022, fand in Köln eine Gegenkundgebung statt gegen die Kundgebung des Altnazis Markus Beisicht.
    Etwa 300 TeilnehmerInnen waren vor Ort, aber nicht ein einziges MLPD-Mitglied, geschweige denn deren Fahnen waren zu sehen.
    Welch eine Wohltat!

  2. Rita sagt

    Mein Lebenspartner wurde angeklagt, die MLPD „beleidigt“ zu haben, weil er behauptete, die Abkürzung „MLPD“ bedeute Murks-Lüge-Pfusch-Dreck und Miserabel-Lächerlich-Peinlich-Dumm.

    Ich frage alle:

    Ist das eine strafbare „Beleidigung“ ?

    Hinzu kommt noch, dass die MLPD viel zu spät Strafantrag stellte. Bei „Beleidigung“ muss binnen drei Monaten nach Ausspruch der Beleidigung Strafantrag gestellt werden, andernfalls die Staatsanwaltschaft keine Anklage erheben darf.
    Aber im Falle meines Freundes hat die Staatsanwaltschaft trotz verspäteter Stellung des Strafantrages Anklage erhoben. Gegen diese Staatsanwältin werden wir vorgehen.

    Unverständlich ist, dass die Staatsanwaltschaft ein „öffentliches Interesse“ behauptete?
    99,9 Prozent der Öffentlichkeit interessiert sich nicht für die MLPD

  3. Cornelia sagt

    Was ist die MLPD bloss für eine dubiose Sekte?
    Einerseits bezichtigt sie den „bürgerlichen Staatsapparat“ als ein Instrument, welches in den Händen der Kapitalisten läge und gegen die „revolutionäre Arbeiterklasse“ (also gegen die MLPD) eingesetzt würde. Andererseits missbraucht die MLPD diesen „bürgerlichen Staatsapparat“, um gegen linke KritikerInnen vorzugehen.
    Ebenso wie Robert finde ich es nicht richtig, Polizei hinzuzuziehen.
    Wir sollten aber von unserem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch machen und alle Zirkusnummern breit in die Öffentlichkeit posaunen, bis die MLPD die Schnauze voll hat.
    Bitte lest die Artikel

    1.
    „Keine Zusammenarbeit mit der MLPD“ auf „Infoportal antifaschistischer Gruppen aus Bochum“
    2.
    „Jetzt reichts: Keine Zusammenarbeit mit der MLPD“ auf der website des Bündnisses Alles-Muss-Man-Selber-Machen(AMMSM)
    3.
    „MLPD kooperiert mit Cops“ in Indymedia
    4.
    „Lügen, Outing, Anzeigen – ohne MLPD gehts besser“ in Indymedia

  4. Anonymous sagt

    Bitte gehen Sie in den Artikel:

    „Menschenfeinde sprechen nicht für uns“

    auf der website der Linksjugend Solid Hannover.
    In diesem Artikel wird der mlpd vorgeworfen, antisemitisch und menschenfeindlich zu sein, ferner wird der mlpd vorgeworfen, sie würde einen Flüchtling und dessen Probleme für die Zwecke der mlpd zu instrumentalisieren.
    Die Linksjugend Hannover verkündet, dass sie mit solchen Leuten nicht zusammenarbeiten werde und auch nicht an Demonstrationen teilnehmen würde, an denen die mlpd beteiligt ist.
    Anmerkung:
    Wenn die breite Mehrheit der DemoteilnehmerInnen gegen die Anwesenheit der mlpd ist, sollte die mlpd via Lautsprecher zum Verlassen der Demo aufgefordert werden, falls die mlpd nicht verschwindet, sollten sich Sprechchöre bilden, welche HAUT AB rufen, sollte die mlpd immer noch nicht das Weite suchen sollte die Polizei ersucht werden, die mlpd-Leute zu entfernen.

  5. Markus Wolf sagt

    Die Leitung einer Versammlung ist berechtigt, bestimmte VersammlungsteilnehmerInnen auszuschließen.
    Wenn die mlpd sich trotz Aufforderung nicht entfernt, sollte man die mit lauten HAUT AB -Rufen zum Abhauen ermuntern oder die Polizei zuhilfe nehmen.

  6. Yilmaz sagt

    Ich glaub man kann nicht zwingend von DER MLPD reden, in anderen Städten kommt man sehr gut mit denen aus. Wenn der Stadtverband Dortmund rumnervt, sollte man das aber ruhig im größeren Rahmen thematisieren.

  7. @kameeeleon sagt

    Voll gut. Ich denke dass es bei MLPD und co. wichtig ist, Kritik nicht nur zu denken sondern zu veröffentlichen. Dann wird ein „Nein, mit euch nicht“ für sie und andere potentiell nachvollziehbar und sie können sich nicht mehr als Ausschlussopfer sehen. Das öffentliche Mitteilen von Gedanken führt potentiell zu inhaltlicher Auseinandersetzung. Die, und auch das Teilen/Erklären/Vermitteln selbst sind oft anstrengend und nicht für jede_n jederzeit mal so eben aus dem Ärmel heraus machbar. Deshalb gut, wenn Menschen es dennoch machen. Danke @jay__ooh, und allen, die ihre Gedanken teilen. ;-)

  8. @Lord_Antifa sagt

    Was die MLPD in Duisburg macht, ist in meinen Augen auch scheiße, aber da es sich gewissermaßen um ihre Veranstaltung handelt, muss mensch das dort wohl ertragen oder die Veranstaltung eben boykottieren bzw. eigene Veranstaltungen organisieren.

    Was aber die Instrumentalisierung und Übernahme fremder Veranstaltungen angeht – gerade bei Gedenkveranstaltungen – muss das nicht hingenommen werden. Bei gemeinsamen antifaschistischen/antirassistischen Veranstaltungen kommen oft viele Gruppen zusammen, die große Differenzen haben, dort muss es dann einen Grundkonsens geben, um trotzdem gemeinsam gegen Faschismus/Rassismus/etc. auf die Straße zu gehen. Wer gegen so einen Grundkonsens handelt (wie die MLPD) und trotz Hinweisen damit weitermacht bzw. sich nicht an Absprachen (wie z.B, keine Fahnen) hält, der sollte dann eben in Zukunft ausgeschlossen werden. Ein Ausschluss auf Demos ist wohl nicht möglich (soweit ich weiß), aber von der Orga kann mensch diese Gruppen zumindest ausschließen und ihnen auch auf den Demos zeigen, dass sie nicht willkommen sind, solange sie dieses Verhalten zeigen.

  9. Mark (ehemaliger Brigadist) sagt

    Da gebe dir dir vollkommen recht. Die MLPD bezeichnet man schon lange nicht mehr als „Genossen“. Ich habe diese Dreckspartei vier Wochen in Kobane begleitet. Mache ich nie wieder!!! Kündigen auf einer ÖFFENTLICHEN Veranstatltung an, dass der Grenzübertritt nach Kobane ILLEGAL verläuft. Die MLPD ist eine Partei, auf die die linke Szene sehr gut verzichten kann!

  10. Stefanie sagt

    Interressant, dass Du das Flyern und verhalten der MLPD kritisierst in deinem Blog, jedoch Blockado das selbe getan hat und welches ebenso unangemessen war.

    • Robert sagt

      Bin nicht der Autor, war aber bei der Gedenkveranstaltung dabei und möchte mich gerne dazu äußern.

      Ich habe BlockaDO und das Banner erst nach Beendigung der Demo und der Reden vor der Auslandsgesellschaft gesehen. Entsprechend zurückhalten haben sie wohl agiert. Sie standen auch etwas Abseits der gedenkenden Menschen. Die MLPD ist mir schon am Gedenkstein (Münsterstr.) unangenehm aufgefallen. Das mit den Äpfeln und den Birnen, nech?

    • jay__ooh sagt

      Ich habe nicht mitbekommen das Blockado Sprechchöre angestimmt hat. Gesehen habe ich sie erst nach dem Ende der Veranstaltung.
      Das ist nicht das gleiche Verhalten. Auch wenn ich es grundsätzlich unpassend finde solche Veranstaltungen für Eigenwerbung zu nutzen. Habe ich ja deutlich genug im Artikel gesagt. :-)
      Mich würde interessieren ob du sie während der Veranstaltung gesehen hast.

  11. Robert sagt

    Hallo Ihr, ich habe beide Kommentare freigeschaltet, weil ich weitestgehend auf Moderation verzichten möchte. Ich bitte jedoch locker zu bleiben und gerne auch inhaltlich zu kommentieren. Danke.

    • jay__ooh sagt

      Natürlich habe ich nicht zu entscheiden wer sich zu „verpissen“ hat. Wenn du den Artikel gelesen hast wirst du festetellen, dass ich bewusst geschrieben habe „Mit einer Partei und Menschen, die so agieren und teilweise antisemitisch sind, kann und will ich nicht agieren“. Das bezieht sich auf mich.
      Du kannst gerne mit ihnen agieren das kann und will dir kein mensch verbieten. Sinn dieses Artikels soll sein das sich Menschen überlegen und sich und ihr Handeln reflektieren, mit wem sie agieren und ob es Grenzen gibt bei denen mensch sagt mit denen nicht.

  12. Hans Peter sagt

    wenn du sie nächste Mal aufforderst sich zu verpissen, bin ich gern bereit dich zu unterstützen. Sag mir einfach bescheid :)

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